Sopranistin Irene Kurka beeindruckt in Orsoy Ein Konzert wie ein Gebet

Rheinberg · Die Sopranistin Irene Kurka hat ein Konzert in evangelischen Kirche Orsoy gegeben. Dabei widmete sie sich zwei Komponisten, die sich auf dem ersten Blick nicht zu ergänzen scheinen. Es war ein fabelhafter Auftritt.

 Ein Pult, ein Notenheft, ihre Stimme: Mehr brauchte Sopranistin Irene Kurka für einen fabelhaften Auftritt nicht.

Ein Pult, ein Notenheft, ihre Stimme: Mehr brauchte Sopranistin Irene Kurka für einen fabelhaften Auftritt nicht.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Endlich wieder ein Konzert, natürlich mit Abstand und Desinfektionsmittel: In der evangelischen Kirche in Orsoy erklangen am Samstag nach langer Zeit wieder musikalisch anmutende Klänge. Die Sopranistin Irene Kurka beeindruckte mit ihrem Gesang. Ein Pult, ein Notenheft, ihre Stimme: Mehr brauchte sie dafür nicht. „Wir haben ja schon im letzten Jahr das Programm zusammengestellt , da war sie mit dabei“, meinte der ehrenamtliche Kulturbeauftragte Thorsten Waschkau, der zusammen mit Simone Döring die Konzerte in Orsoy organisiert. Mit gut fünfzig Besuchern war die Kirche gut gefüllt.

In den 58 Minuten ihres Gesangs widmete sich Kurka den Werken von Hildegard von Bingen und von John Cage – zwei Komponisten, die sich auf dem ersten Blick nicht zu ergänzen scheinen. „Es ist tatsächlich so, dass ich zeitgenössische Musik mache, und dann hatte ich Lust, noch etwas Älteres zu machen“, erläuterte Kurka im Anschluss. „Da muss man ganz viele Epochen überspringen, weil da nichts Unbegleitetes ist. Im Mittelalter wurde ich dann fündig.“

Und so bot sie abwechselnd die Antiphonen von Hildegard von Bingen und Cages „Sonnekus 2“, eine Serie von neun Songs mit Texten, die auf dem ersten Buch Moses in der „Genesis“ basieren. Dabei gelang es der Sängerin geradezu meisterlich, mit ihrer Sopranstimme den gesamten Kirchenraum allumfassend auszufüllen und der fast meditativ-innigen Stimmung Raum zu geben. Dazu setzte die mehrfach ausgezeichnete Sängerin die Cage-Serie mit tiefen Pausen, klarem unmittelbarem Ausdruck und ohne Vibrato so „folkartig“ um, wie es sich der Komponist für sein Werk gewünscht haben dürfte. Beim Einsetzen der Kirchenglocken, wozu noch eine vorbeifahrende Motorradkolonne kam, legte Kurka unvermittelt eine zweiminütige Gesangspause ein, machte dann aber weiter. „Cage hat beim Autoverkehr in New York die Fenster auch aufgerissen, für ihn wäre das auch Musik gewesen“, musste sie später schmunzeln.

Das Publikum ließ sich davon aber weder aus der Ruhe noch aus der innigen Stimmung holen – und dankte der Sängerin für ihren fabelhaften Auftritt mit minutenlangem Applaus.

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