Alpen Königreich ohne König

Alpen · Es war spannend, ja dramatisch. Aber ganz anders, als es sich die St.-Heinrich-Schützenbrüder in Bönning-Rill gewünscht haben. Als am Sonntag um 19.15 Uhr Hauptmann Werner Tast auf dem Festplatz am Römerweg das Kommando gab "Zum Königsschießen vorzutreten" rührte sich zunächst mal - nichts. Nach einer bewegenden Ansprache von Brudermeister Andreas Költgen wurden 20 Minuten Denkpause verordnet. Danach trat die Bruderschaft erneut an. Doch noch immer zeigte kein Schützenbruder Bereitschaft, es auf die Königswürde zu anzulegen. So beendete der Brudermeister schweren Herzens das königliche Finale beendet, bevor es begonnen hatte. Ein historischer Moment. Zumindest ein denkwürdiger.

 Weil kein Königsaspirant eine Schießnummer aus dem Topf gezogen hat, blies der Vorstand der St.-Heinrich-Schützenbrüder den Titelkampf an der Armbrust ab und holte den von den Preisen befreiten Rumpf von Hand von der Stange. Zum ersten Mal in der 70-jährigen Vereinsgeschichte. Das Relikt soll als abschreckendes Mahnmal im Trophäenschrank einen Platz finden, damit das Fest ohne König einmalig bleibt.

Weil kein Königsaspirant eine Schießnummer aus dem Topf gezogen hat, blies der Vorstand der St.-Heinrich-Schützenbrüder den Titelkampf an der Armbrust ab und holte den von den Preisen befreiten Rumpf von Hand von der Stange. Zum ersten Mal in der 70-jährigen Vereinsgeschichte. Das Relikt soll als abschreckendes Mahnmal im Trophäenschrank einen Platz finden, damit das Fest ohne König einmalig bleibt.

Foto: Schützen

Schießmeister Jonas Schwaak (18), der nach verschiedenen Lehrgängen qualifiziert hatte, hatte beim Preisschießen einen hervorragenden Job gemacht. Doch am Ende hatte er sich sein Debüt an der Armbrust sicher anders vorgestellt.

Damit hat die Bruderschaft im 70. Jahr ihres Bestehens erstmals keinen König. Der "alte" Herrscher, Wolfhard Höpfner, musste sein Königssilber abgeben. Brudermeister Andreas Költgen wies darauf hin, dass es am kommenden Samstag keinen Festumzug geben wird. Die Bruderschaft wird um 19 Uhr am Festzelt antreten und um 19.30 Uhr die geladenen Gastvereine zum Schützenball begrüßen.

Die Gastvereine werden trotz - oder gerade wegen des fehlenden Königs - um zahlreiches Erscheinen gebeten. Gastgeschenke sollen sie aber nicht mitbringen, heißt es aus Vorstandskreisen. Aufs abschließende Fahnenschwenken zu Ehren des neuen Königs wurde Sonntagabend logischerweise verzichtet. Trotz guter Kulisse bei sommerlichem Wetter sei keiner mehr so recht in Feierlaune gewesen, sagte Schriftführer Johannes Heilen.

Stattdessen trafen sich der Vorstand, Vorstandsfrauen und einige Schützenbrüder im Anschluss an die Absage des Königswettstreits zu einem ersten Gedankenaustausch im Schützenhaus - auch, um den Ablauf des Schützenballes zu besprechen.

Schriftführer Johannes Heilen ist unter dem Eindruck der Ereignisse der Auffassung, dass man noch gar nicht abschätzen könne, ob das königslose Jahr "der Anfang vom Ende" für die St.-Heinrich-Bruderschaft bedeute oder ob damit "eine Wendepunkt hin zu einer besseren Zukunft" erreicht sei.

Der Kreis der aktiven Schützen rund um den Vorstand und die Offiziere sei in den zurückliegenden Jahren immer kleiner geworden. "Alle hoffen, dass durch den aktuellen Tiefpunkt einige Schützenbrüder wach gerüttelt werden", so Heilen weiter. Schließlich ermögliche und begleite die Bruderschaft das soziale Miteinander in Bönning-Rill und "steht für weit mehr als Schützenfest und Schützenkönig".

Der Vorstand erwartet nun von den St.-Heinrich-Schützenbrüdern "Zeichen der Solidarität". Er hofft, dass die Basis der Bruderschaft schon am kommenden Samstag ein erstes Zeichen als Treuebekenntnis setzt, indem sie durch zahlreiches Erscheinen für einen stimmungsvollen Schützenball sorgen - auch wenn er ohne ein gekröntes Haupt über die Bühne geht.

(RP)
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