Rheinberg Kleine Flaschen, großer Erfolg

Rheinberg · Emil I. Underberg brachte den Magenbitter aus Rheinberg in den 50-er Jahren durch die Einführung der Portionsflasche und spektakuläre Marketing-Aktionen in aller Munde.

Wer mag ermessen, wer in einer Unternehmerdynastie den größten Anteil am guten Gelingen des Ganzen hatte? Gerade die Erfolgsgeschichte so lang ist wie die des Hauses Underberg. Ein Maßstab kann eine herausragende Marketing-Idee sein, die den Stellenwert des Unternehmens untermauerte. Ein Gedanke, wie Emil I. Underberg hatte: der Plan vom "Glas in der Originalverpackung".

Die Qualität einer Idee lässt sich gut daran ablesen, wie oft sie nachgemacht werden sollte. Legt man diesen Maßstab an, so ist schnell klar: Der Underberg in der Portionsflasche ist ein Mega-Hit. Bis heute will selbst die Creme de la Creme deutscher Handels-Häuser kleine Fläschchen mit bräunlichem Inhalt in ihre Verkaufsregale stellen, die dem Magenbitter aus Rheinberg fast zum Verwechseln ähnlich sind – und was deshalb aus dem Stammhaus an der Underbergstraße mit Hilfe der Justiz mit erfolgreicher Routine unterbunden wird. "Markenpiraterie kostet viel Kraft", wissen die Underberg-Hausjuristen bis heute. Die Akten im Stammhaus zu rund 1200 Vorgängen, die juristisch geregelt oder entschieden werden mussten, füllen die Archivschränke.

Unbeirrt

Dabei hatte es genügend Skeptiker gegeben, als der Enkel des Firmengründers – Jahrgang 1904 – nach dem Zweiten Weltkrieg mit der meisterhaften Marketing-Strategie der Portionsflasche zur Revolution in der Herstellung blies. All das konnte Emil I. nicht beirren: Den Underberg-Kräuter-Digestif gab es ab 1949 nur noch in der neu entwickelten 20 Milliliter-Portionsflasche. Genau die richtige Menge für das Wohlbefinden, argumentierte Underberg – außerdem eine Idee, die das Produkt schützte: Die Kombination von Portionsflasche und Strohpapier waren ein einzigartig und markenrechtlich schützbar. Da es keine Großflasche mehr gab, wurden die Möglichkeiten, den Markenschutz zu umgehen, deutlich reduziert.

Helikopter im Rosenmontagszug

In der Gastronomie stieß die Portionsflasche jedoch zunächst auf wenig Zustimmung. Aber Emil Underberg hielt unbeirrt dagegen – und dass die Portionsflasche im Handel gut einschlug, half ihm ebenso wie die überzeugende Qualität – nach sechs harten Jahren brach der Widerstand der Gastronomie in sich zusammen. Mit dem Slogan "ein Glas in der Originalverpackung" sorgte Underberg auch für Überraschungen: Für seine "Reklame" setzte der 1958 verstorbene Unternehmer ganz neue Werbeträger und Werbemechanismen ein. 1953/54 sorgte ein Hubschrauber in der Aufmachung einer fliegenden Underberg-Flasche für Aufsehen. Ein wahres Werbekunststück gelang Emil I. Underberg, als er der Polizei für den Kölner Rosenmontagszug den Underberg-Hubschrauber zur Verkehrslenkung aus der Luft auslieh.

Die heutige Hotline lautet 01379 88 02 08 - 08.

(RP)
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