Rheinberg Klassische Heldenverehrung nach Noten

Rheinberg · Rund 100 Zuhörer beim Auftakt der 25. Reihe in Kirche St. Peter. Kamera lieferte Bilder vom Organisten.

Es war ein ungewöhnliches Konzert zu einem besonderen Jubiläum: Für die 25. Abendmusik in der St.-Peter-Kirche hatte sich Initiator Christoph Bartusiak ein besonders Programm auf die Fahnen geschrieben. Denn im Rahmen der Reihe "Von Heiligen, Helden und Heroen" hatte der Organist zum Auftakt klassische Werke ausgewählt, die auf unterschiedliche Weise Helden zum Thema haben.

Dass er mit dem thematischen Ansatz durchaus Interesse hervorrief, konnte man an den gut einhundert Zuhörern ablesen, die trotz guten Wetters den Weg auf die Kirchenbänke gefunden hatte.

Ungewöhlich für ein Orgelkonzert war, dass das Spiel des Musikers wieder auf einer Videoleinwand übertragen wurde und somit das Publikum nicht nur akustisch, sondern auch optisch einen direkten "Draht" zur Darbietung gewinnen konnte.

Zum Einstieg hatte sich Christoph Bartusiak Georg Friedrich Händels "Zadok, the Priest" ausgesucht - einen von vier Gesängen für die Krönung von Georg II. 1729, die in der Version von Tony Britten als "Champions League"-Hymne ganz andere Helden besingt und in diesen Tagen wieder in den Fußball-Arenen der weltbesten Klubs erklingt. Die "klassische" Komposition kam in der Bartusiak-Orgelversion ebenfalls sehr kompakt, macht- und glanzvoll herüber.

Einen wohltuenden Kontrast dazu bot der sehr getragene ruhige Choral "Mir nach spricht Christus unser Held" von Sigfrid Karl-Elert - ähnlich wie Oliver Messiaens "Offrande au Saint-Sacrement" mit der Opferdarbringung Christi als Thema. Bei seiner Interpretation brachte Bartusiak einen fast sphärisch-meditativen Orgelteppich mit punktuell versetzten Tönen und Sogwirkung zu Gehör.

Hymnisch optimistisch im Grundton erklang Herbert Brewers "Marche Heroique" , elegisch komplex mit vielen überraschenden Wendungen, Brüchen und eingängiger Melodie dagegen Jan Zwarts "Toccata Psalm" , in dem das Volk Israel den "Helden" Gott rühmt.

Nach Jan Rheinbergers "Cantilena" wurde es dann sehr lebendig und abwechslungsreich mit den "weltlichen" Henry-Wood "Fantasia om British Sea Songs", die anlässlich des hundertsten Jubiläums des Sieges der Briten über Napoleon in der Seeschlacht von Trafalgar komponiert wurden. Darunter befanden sich auch so populäre Melodien wie "Sailor's hornpipe", das über "Last night of the proms" wieder bekannt geworden ist und von dem Rheinberger Organisten furios dargeboten wurde - oder auch das stolze "Rule Britannia". "Da den linken Fuß mitzunehmen, war das Schweste", gestand der Orgelkünstler.

Mit Edgar Elgars "Nimrod" und dem ausladenden, spannend dynamischen "Pomp and circcumstance March", der 1902 zu Ehren der Krönung von König Edward VII. erstmals öffentlich zu hören war, endete der offizielle Teil des Programms.

Nach einem langanhaltenden Beifal gönnte Christoph Bartusiak den Zuhörern in der Kirche noch eine kleine Gustav-Holst-Zugabe. - Alles in allem ein gelungener Start in eine spannende musikalische Reihe, die am 12. November mir "La musique royale" ihre Fortsetzung findet.

(aflo)
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