Rheinberg Kein Rabatt fürs Ehrenamt

Rheinberg · Einsatz für die Allgemeinheit wird mit der Ehrenamtskarte belohnt – wenn die Bedingungen vorliegen, die das Land vorgibt. Doch die bürokratischen Hürden liegen so hoch, dass die Feuerwehr Rheinberg sie nicht erfüllen kann.

In der Feuerwehr Rheinberg stehen 240 Frauen und Männer bereit, ihren Mitmenschen zu helfen. Freiwillig. Ehrenamtlich. Jahr um Jahr kommen so rund 25 000 Dienststunden zusammen. Eine Ehrenamtskarte als Anerkennung dieses Engagements hat trotzdem niemand. Bürokratische Hürden verstellen den Weg.

Dabei sieht auf den ersten Blick alles einfach aus: Die landesweit aufgelegte Ehrenamtskarte ist ein Dankeschön an die vielen Menschen, die sich freiwillig und unentgeltlich in besonderer Weise für die Gemeinschaft einsetzen; "ehrenamtlich Engagierte können mit ihrer persönlichen, nicht übertragbaren Karte landesweit eine ständig wachsende Zahl von Angeboten öffentlicher, gemeinnütziger und privater Einrichtungen vergünstigt in Anspruch nehmen", heißt es auf der Internetseite der Stadt.

Der Pferdefuß folgt im – bildlich gesprochen – Kleingedruckten: Fünf Stunden ehrenamtliches Engagement müssen es pro Woche schon sein, bzw. 250 Stunden im ganzen Jahr. Die müssen für jeden einzelnen Ehrenamtler akribisch bestätigt werden – und zwar von zwei verschiedenen Amtsträgern in der jeweiligen Einrichtung. Feuerwehrchef Bernd Hocks: "Wir werden ohnehin schon zugeschüttet mit Verwaltungsarbeit – und dann auch noch diese Bestätigungen für unsere 240 Leute ausstellen zu müssen, das geht einfach nicht mehr!" Das hätten auch die Rheinberger Feuerwehrleute so gesehen und akzeptiert, dass sie als Konsequenz auf die Ehrenamtskarte verzichten müssen. Gleichwohl stellen sich nicht wenige in der Feuerwehr die Frage, ob nicht bei der Struktur ihres Einsatzes und vergleichbarer Einrichtungen (Rettungsdienst, Wasserrettung etc.) flexiblere Maßstäbe gelten sollten. Denn neben festen Dienststunden beispielsweise bei Übungen gebe es schließlich noch die quasi permanente Bereitschaft, sofort in den Einsatz auszurücken und dabei Gesundheit, sogar Leben zu riskieren.

Das ist aber keine Frage, die im Rheinberger Stadthaus gelöst werden kann. Monika Giesen, stellvertretende Leiterin des Fachbereich Jugend, Soziales, Schulen und Sport, stellt auf RP-Anfrage klar: "Wir bedauern diese Situation auch. Aber das Land hat klar definiert, dass Bereitschaftszeiten keine Berücksichtigung finden. Und daran sind wir gebunden."

Vielleicht gäbe es eine Alternative: "Es wäre beispielsweise doch schon schön, wenn Feuerwehrleute auch ohne Landes-Ehrenamtskarte ermäßigten Eintritt in den Rheinberger Bädern bekämen und so etwas für ihre Fitness tun könnten", meint Bernd Hocks.

(RP)
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