Kabarett in Rheinberg Andrea Volk öffnet ihr „Büro für Bekloppte“

Rheinberg · Die Kabarettistin Andrea Volk ist mit ihrem Programm „Feier-Abend! Büro und Bekloppte“ im Rheinberger Stadthaus aufgetreten – unter Corona-Bedingungen. Es wurde ein Abend mit Vorsicht, Abstand und Humor.

 Kabarettistin Andrea Volk (Archiv).

Kabarettistin Andrea Volk (Archiv).

Foto: B. Schüßling

Drei Aktenordner auf dem Tisch, eine Büropflanze und Kabarettistin Andrea Volk bestimmten am Samstagabend gut 70 Minuten lang das Bühnengeschehen im Rheinberger Stadthaus. Bevor sie ihr „Büro für Bekloppte“ öffnete, so der Programmtitel, gab es zunächst eine Erläuterung zum Corona-Reglement. „Sicher lachen“, kommentierte sie die Vorgaben, die in der Welt mit aktuellen Verschwörungstheoretikern auf Hirsebasis nochmal einen neuen Akzent bekommen haben.

Aber dann konnte der Büro-Alltagswahnsinn beginnen. Gerade in der Zeit von Corona und Homeoffice habe sich doch die beschränkte Einsatzbereitschaft von Computerprogrammen gezeigt, erklärte Volk. „Kennen Sie das Kürzel SAP?“, fragte sie das Publikum. ‚Schreib besser auf Papier‘ verberge sich dahinter, verriet sie. Erster Applaus stellte sich ein. Es waren die Experten aus dem Büro, bei denen sie nahtlos andockte, die auf ihre Fragen die passenden Antworten hatten und mit einem eigenen turbulenten Büroleben glänzen konnten. Lange hatte Andrea Volk in einem solchen System mit Großraumbüro gearbeitet. Sie traf den Nerv der Bürodienstleister, deren Alltag einem kontinuierlichen Wandel unterliegt. Meetings seien heute an der Tagesordnung, so die Kabarettistin. „Früher haben wir uns zu Konferenzen getroffen.“ Eine Vielzahl von Fortbildungen erlebten Büromenschen, beispielsweise um eine neue Telefonanlage bedienen zu können. Zum Schluss gebe es dafür ein ‚Hand out’ in englischer Sprache – aber keine Antwort auf die Frage nach einer Rufumleitung. Wie gut, dass es Drachen-Doris gebe, eine Person, die in jedem Büro geschätzt werde, so Andrea Volk. Der barbeißige, immer korrekte Chefsekretärinnen-Typ, der immer zickig sei, alles wisse, aber nichts preisgebe oder kollegial helfe. Volks Tipp lautete: Entweder sitzt man es stumpf aus oder man erzieht seine Kollegen.

Immer wieder bekam Volk spontan Applaus und die Bestätigung: Ja, so ist es. Mitarbeitercrews würden optimiert auf vier Kollegen, mit drei Häuptlingen und einem Indianer – so beschrieb sie die Konstellation im Bürowahnsinn. Achtsamkeitstraining mit Coach sei der neue Trend, bei dem es beim „Flowering“ – zu Deutsch: Lobgesang auf Mitarbeiter – menschlich werden solle. „Das ist der digitale Wandel mit mehr Nullen als Einsern“, konstatierte sie ganz zur Freude ihres Publikums. Und: „Die Bekloppten bleiben in der Überzahl.“ Sprache und digitalen Wandel gäben sich trügerisch und undurchsichtig. Hausmeister stiegen dank englischer Bezeichnung zum Kompetenzteam auf. Um ihre Dienste brauche es das komplette Formularwesen, selbst wenn es nur um den Anschluss eines Faxgerätes gehe. Sogenannte Kommunikationsinseln würden in Raumkonzepte integriert. Höhepunkt sei ein operativer Flächennutzungsplan für den Kühlschrank. „Feier-Abend“ hieß es ganz zum Schluss in der Corona-Edition von Andrea Volk. Das Publikum dürfte sich blendend amüsiert und herzlich gelacht haben. Es erfuhr auf jeden Fall: Das Büroleben hat System und Struktur – auch im IT-Zeitalter.

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