Schützentradition in Alpen Das Kleid der Königin sitzt noch immer

Alpen · Hedwig Niederstucke (73) war vor 50 Jahren an der Seite von Wilhelm Aldenhoff Königin der Alpener Junggesellenschützen. Dafür gab es jetzt an ihrem Wohnort in Hannover einen Blumenstrauß.

 Oben: Vor 50 Jahren wurden die Junggesellenschützen in Alpen von König Wilhelm Aldenhoff regiert. An seiner Seite saß Hedwig Niederstucke.

Oben: Vor 50 Jahren wurden die Junggesellenschützen in Alpen von König Wilhelm Aldenhoff regiert. An seiner Seite saß Hedwig Niederstucke.

Foto: Schützen

Seit fast einem Vierteljahrhundert treffen sich am zweiten Wochenende nach dem närrischen Tulpensonntag in Alpen die Frauen, die mal an der Seite eines Junggesellen Königin waren. Und für die Majestäten, die dabei ein besonderes Jubiläum feiern, gibt es dann aus dem Kreis der herrschaftlichen Damen immer einen schönen Blumenstrauß. Doch diesmal musste das gesellige Königinnen-Kränzchen ausfallen. Und: Diesmal gratulierte ein Junggeselle der Jubiläumskönigin Hedwig Niederstucke, die vor 50 Jahren an der Seite von Wilhelm Aldenhoff den herrschaftlichen Thron bestiegen hatte. Selbstverständlich hatte er Blumen dabei. Das Treffen fand fern der niederrheinischen Heimat in der niedersächsischen Hauptstadt Hannover statt, wo Hedwig Niederstucke (geb. Hoogen) seit vielen Jahren lebt.

Um den guten Brauch der Königinnen, der Jubilarin durch die Blume zu gratulieren, auch in Pandemie-Zeiten nicht ausfallen zu lassen, sicherten sich die Damen die Dienste von André Baranowski (51), der wie die Jubel-Königin in Hannover lebt und als langjähriger Mann im Vorstand das Junggesellen-Gen in sich trägt und sofort einwilligte in die Mission aus der Heimat. „Selbstverständlich.“

Für den 51-jährigen Ingenieur, der sich in Hannover für VW mit schnellen Autos beschäftigt, war es eine Ehrensache und ein Freundschaftsdienst. „Fleurop wäre viel teurer gewesen als der Strauß Blumen“, sagte der Mann im Gespräch mit der Redaktion, für den über Pfingsten Heimaturlaub in Alpen fest gebucht ist. Wenn alles normal läuft.

Er nahm Kontakt zur 73-Jährigen auf, vereinbarte einen Termin, war aber schweigsam, was der Grund seines Besuches war. Doch die Jubel-Königin nutzte die noch funktionierenden Drähte in die Heimat, um in Erfahrung zu bringen, was denn da nur los sei. Dann stand André Baranowski an einem Montag vor ihrer Haustür, am üblichen Sonntag hatte es terminlich nicht geklappt. Aber die Blumen trösteten über die kleine Verspätung hinweg. „Es sind wirklich nette zwei Stunden geworden, die wir auf Abstand auf der Terrasse der Königin verbracht haben“, erzählt der Gratulant.

Zwischendurch ging Jubel-Königin Hedwig kurz rein, um sich umzuziehen. Ihr strahlend blaues Kleid, das sie damals neben König Wilhelm getragen hatte, hing noch oben, wie ein Schatz gehütet, im Kleiderschrank. „Und es passt ihr immer noch wie angegossen“, berichtet André Baranowski.

Die Junggesellen gratulieren Hedwig Niederstucke online zum Jubiläum und zeigen mit den Fotos auf ihrer Internetseite, dass der Blumenstrauß gut angekommen ist. „Natürlich möchten wir an dieser Stelle auch Wilhelm Aldenhoff zum Jubiläum gratulieren“, schreiben sie.

Bei den Königen, so erläutern sie, bekomme man allerdings nichts geschenkt. Da wird „eine Flasche Maggi zum Bier gerne gesehen“. Hierzu werde sich, so jedenfalls die Hoffnung, noch eine Möglichkeit finden – wenn auch vermutlich nicht am Samstag nach Pfingsten, wenn sich die Könige im Zuglokal treffen. Normalerweise. Die Übergabe des Vereinsbembels zum Jubiläum sichern die Junggesellen fest zu.

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