Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss Neue Regeln für Umfeld des Chemiewerks

Rund um Inovyn in Rheinberg wird ein Sicherheitsabstand von 1760 Metern festgelget. Das hat künftig Auswirkungen auf Bauvorhaben.

 Ein Blick in die Produktionsstätten des Inovyn-Werks, dem ehemaligen westlichen Werksteil des Rheinberger Solvay-Chemiewerks.

Ein Blick in die Produktionsstätten des Inovyn-Werks, dem ehemaligen westlichen Werksteil des Rheinberger Solvay-Chemiewerks.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Wo PVC hergestellt und mit Chlor gearbeitet wird, droht Gefahr. Auch bei Inovyn in Rheinberg. Vor vier Jahren trennte sich Solvay von seinem westlichen Werksteil (Richtung Millingen). Seither wird dort unter der Inovyn-Flagge gearbeitet – und zwar genauso wie in den Jahrzehnten davor. Das Chemiewerk ist als Störfallbetrieb eingestuft. Die Stadt hat dazu ein städtebauliches Entwicklungskonzept in Auftrag gegeben. Es soll festlegen, was in welchem Abstand zum Betrieb möglich ist. „Ein solches Konzept“, so heißt es in der Vorlage für den Stadtentwicklungs- und Umweltausschuss, „schafft eine einheitliche Beurteilungsgrundlage für die Überprüfung vorhandener und Ermittlung und Bewertung neuer Flächenpotenziale.“ Bei der künftigen Prüfung von Bauanträgen etwa kann das Konzept hilfreich sein.

Es setzt sich aus zwei Gutachten zusammen: Das erste definiert den Sicherheitsabstand im Umfeld des Betriebs. Das zweite Gutachten beinhaltet das eigentliche Entwicklungskonzept und beschreibt, welche Nutzungen künftig unter welchen Voraussetzungen auch innerhalb des Sicherheitsabstands realisiert werden können.

Den Sicherheitsabstand hat das Münsteraner Büro UCON bereits berechnet. Er beträgt 1760 Meter. In diesem Radius um Inovyn liegen große Teile des Stadtgebiets: Wohngebiete in Millingen, Ossenberg und am Annaberg (dort auch das Messe-Areal), auch die Innenstadt mit dem Schulzentrum.

„Es gibt gewachsene Strukturen“, erläuterte Josef Rumahi vom Reeser Ingenieurbüro Resio im Ausschuss. „Und es gibt schutzbedürftige Einrichtungen: Wohngebiete, öffentlich genutzte Gebäude, Erholungsgebiete und Hauptverkehrswege.“ Alles, was da ist, darf bleiben. Rumahi: „Das können wir nicht ändern, aber nicht ohne Weiteres darf etwas Neues hinzukommen.“ Rumahi erarbeitet das Konzept zusammen mit dem Kevelaerer Büro Stadtumbau. Dessen Leiter Helmut Hardt sprach von einem Interessensausgleich. Es sei nicht beabsichtigt, keine Entwicklung mehr zuzulassen. Aber es müsse stets abgewogen werden, was möglich ist und was nicht, so Hardt. Das endgültige Konzept soll im November vorliegen.

Was das alles beispielsweise für neue Bauvorhaben bedeute, wollte Josef Devers (CDU) wissen. Die Regionalplanung lasse neue Baugebiete kaum noch zu und verweise auf Baulücken, die erschlossen werden sollten. Devers: „Inwieweit ist das denn im Umkreis von 1760 Meter um Inovyn noch möglich?“ Jeder Einzelfall müsse geprüft werden, machte Hardt deutlich und betonte: „Es soll Entwicklung geben, aber die muss passen. Beigeordneter Dieter Paus wies darauf hin, dass es sich bei Baulücken rechtlich gesehen um Bauland handele – um Bereiche innerhalb bestehender Siedlungskörper. Philipp Richter (SPD) brachte die Hoffnung zum Ausdruck, dass es künftig möglich sein müsse, etwas zu entwickeln. Nils Awater (Grüne) erkundigte sich nach den Auswirkungen auf zentrale Verkehrswege wie A57, L137 oder Bahnlinie RB 31. Dieter Paus ging dazu auf die geplante Nordumgehung zwischen Bahnlinie und Inovynwerk ein. Das sei ein typisches Beispiel dafür, wie eine künftige Entwicklung aussehen könne. Die Planung werde untersucht und bewertet. Und hat gute Chancen, trotz der Einschränkungen genehmigt zu werden.

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