Rheinberg In Ossenberg zieht neues Leben ein

Rheinberg · Die Bürgerversammlung im Vereinsheim brachte konkrete Ergebnisse zur Nahversorgung. Ab Mai gibt es wieder einen Wochenmarkt mit zwei Ständen auf dem Dorfplatz. Ein Kosmetik- und Frisörsalon öffnet an der Kirchstraße.

In Ossenberg tut sich was, wie eine Bürgerversammlung zeigte. Rund 50 Anwohner waren ins Vereinsheim "Paullis" gekommen, um Aktivitäten für eine Nahversorgung im Kleinen zu erörtern. Das Interesse sei da - so der Tenor. Barbara Ettwig und Peter Mokros, beide Ossenberger und Grünen-Politiker, hatten zu dieser Versammlung eingeladen. Sie hatten auch Vertreter der örtlichen Vereine einbezogen.

Enttäuscht zeigte sich die Versammlung über das Fehlen von Bürgermeister Frank Tatzel. Die Entwicklung in Ossenberg gehe auch die Verwaltung an. Zunächst sollte es um die Befindlichkeit der Anwohner gehen. "Besteht überhaupt ein Interesse, etwas zu ändern, oder fügt sich Ossenberg in die aktuelle Situation ohne eine Nahversorgung?", lauteten die Kardinalfragen, die Mokros stellte. Rund eine Stunde diskutierten die Anwohner, wie es weitergehen könnte und vor allem welcher Bedarf besteht. Zwar sei vor längerer Zeit über den Heimatverein Ossenberg eine Abfrage zum Angebot des damals noch funktionierenden Wochenmarktes erfolgt. Doch mit nur positiven Antworten ließe sich der tatsächliche Bedarf in der Nahversorgung nicht ermitteln, so die Kritik.

Mit den Unterlagen der Hochschule Rhein-Waal soll demnächst die grundsätzliche Bedarfsabfrage durch die Ossenberger selber starten. Eine Arbeitsgruppe wird gegründet. "Wir sind an dieser Situation selber schuld", so Uli Glanz, Geschäftsführer des Heimatvereins. "Alle schreien nach Geschäften. Sind sie da, kauft keiner dort ein." Verständlich daher, dass wegen mangelndem Umsatz die Marktbeschicker ausblieben.

Mit in diese Entwicklung gehört neben dem veränderten Kaufverhalten im Netz allerdings, dass den Vormittags-Wochenmärkten wegen der überwiegend arbeitenden Bevölkerung generell die Kundschaft fehle. Ein anderes Problem sei die Lage von Ossenberg, so die Anwohner. Gerade mal zwei Kilometer entfernt sei die Einkaufsmöglichkeit in Borth, ebenso kurz der Weg nach Rheinberg. Über mögliche Formen der Nahversorgung, wie sie mit einem genossenschaftlichen Modell in Kalkar-Grieth angeboten wird und für Xanten-Wardt angedacht ist, informierte Peter Mokros.

Von sogenannter Sozial-Romantik sei man allerdings weit entfernt, es gehe um Geschäft und Umsatz. Positiv laufe beispielsweise das Nahversorgungsmodell in Vierbaum. "Sich nicht alles kaputt reden lassen, sondern mit neuen Formen aktiv werden und Flagge zeigen", so der Appell aus dem Publikum. Fahrt nahm die Versammlung direkt zu Beginn auf, als Uli Glanz mitteilte, dass ab Samstag, 5. Mai, 8 Uhr, zwei Markthändler auf den Dorfplatz kommen. Dabei handelt es sich zum Auftakt der Gartensaison um Blumen- und Gemüsepflanzen, die Ralf Marquardt anbietet. Andreas Borgmann bringt Obst und Gemüse mit. Dringend gewünscht ist ein Stand mit Backwaren, vor allem Brötchen.

Pfarrer Martin Ahls ergänzte um eine weitere Erfahrung aus seiner vorherigen Pfarrgemeinde. Ein simples Kaffeeangebot aus der Pumpkanne habe für ständigen Zulauf gesorgt. "Ein Markt hat immer Mehrwert und ist zugleich ein Ort, wo man Nachbarn trifft und soziale Kontakte pflegt." Der Zusammenhalt in Ossenberg scheint zu funktionieren, denn spontan meldeten sich Anwohner, den Kaffeedienst zu übernehmen. Weiteres Sahnehäubchen des Abends: An der Kirchstraße 35 eröffnet in einigen Wochen die gebürtige Ossenbergerin Judith Wegner ihren Kosmetik- und Frisörsalon "Juwel". Bislang hatte sie ihr Geschäft an der Römerstraße.

(RP)
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