Rheinberg Hinweise auf jüdischen Kunsthändler gesucht

Rheinberg · Der unbekannte Mann soll im und nach dem Zweiten Weltkrieg im Spanischen Vallan im Rheinberger Stadtpark versteckt worden sein.

 Der Spanische Vallan im Rheinberger Stadtpark: Hier sollen der jüdische Kunsthändler und seine Familie versteckt worden sein.

Der Spanische Vallan im Rheinberger Stadtpark: Hier sollen der jüdische Kunsthändler und seine Familie versteckt worden sein.

Foto: Armin Fischer (Archiv)

Die Geschichte ist kurios, aber spannend. "Wir wissen auch nicht, ob etwas dran ist, das kann derzeit niemand sagen", sagte Rheinbergs Stadtarchivarin Sabine Sweetsir. "In dieser Geschichte ist alles möglich. Wir werden auf jeden Fall allen Hinweisen nachgehen."

 Stadtarchivarin Sabine Sweetsir bittet um Mithilfe.

Stadtarchivarin Sabine Sweetsir bittet um Mithilfe.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Darum geht es: Das Stadtarchiv Rheinberg sucht Hinweise auf eine jüdische Familie, die sich während der Zeit des Zweiten Weltkriegs beziehungsweise nach Kriegsende 1945 in Rheinberg aufgehalten hat.

Merrit Drucker, Ex-Major der US-amerikanischen Streitkräfte und seinerzeit in Rheinberg stationiert, recherchiert seit vielen Jahren zum Kriegsgefangenenlager in Rheinberg, in dem deutsche Soldaten interniert waren. Bei seinen Nachforschungen ist er auf die Memoiren von Colonel Thomas Durrant gestoßen, der Kommandant des Kriegsgefangenenlagers Rheinberg war. In den Aufzeichnungen stieß Drucker, der schon mehrfach zu Gast in Rheinberg war, auf eine Geschichte, die sich in der Stadt zugetragen haben soll. Sabine Sweetsir: "Wir sind nun gebeten worden, nach Hinweisen zu suchen."

Offenbar hat der Britische Kommandant des Kriegsgefangenenlagers Rheinberg, Colonel Thomas Durrant, damals bei einem Spaziergang um Rheinberg einen Mann unbekannten Namens getroffen, der zeitweilig mit seiner Frau und seiner Tochter im Spanischen Vallan im Stadtpark gelebt habt. Der unbekannte Mann stellte sich dem Colonel als jüdischer Kunsthändler vor. Seiner Aussage nach hatte er sich mit seiner Familie zum Ende des Zweiten Weltkrieges im Spanischen Vallan versteckt. Rheinberger hatten ihn und seine Familie während dieses Zeitraums beschützt.

Colonel Durrant kaufte von diesem Kunsthändler ein Landschaftsbild des tschechischen Malers R. Koseticik gegen eine große Menge Zigaretten ab. "Das Landschaftsbild befindet sich heute noch im Besitz der Tochter von Colonel Durrant. Diese Ereignisse waren bislang in Rheinberg völlig unbekannt", so Sabine Sweetsir. Die Archivarin hat herausgefunden, dass der Spanische Vallan damals zum Katholischen Krankenhaus gehörte und als eine Art Isolierstation genutzt wurde. Von daher könne es gut sein, dass dort eine Familie versteckt worden ist.

Es gibt mit Ausnahme der Memoiren von Colonel Durrant allerdings keine gesicherten Erkenntnisse zum Aufenthalt der jüdischen Familie im Spanischen Vallan. Deshalb bittet die Stadt Rheinberg um mögliche Informationen und Hinweise, die weiter helfen könnten. "Jeder noch so kleiner Hinweise ist wichtig. Falls sich diese Ereignisse verifizieren lassen, könnten die Rheinberger Unterstützer dieser jüdischen Familie noch eine späte Anerkennung und Ehrung im Holocaust-Gedenkzentrum Yad Vashem in Jerusalem in Israel erfahren", sagte Sabine Sweetsir.

(RP)
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