Rheinberg HerMann's Bühne: Die Kunst der Improvisation

Rheinberg · 160 Besucher erlebten im St.-Anna-Pfarrheim eine turbulente Satire mit vielen hintersinnigen Pointen. Die Laienschauspiel-Truppe punktete wieder einmal mit perfekten Auftritt.

 Szene aus dem neuen Stück: Prof. Dr. Artus Sanctus (Frank Maaß ) verteidigt die "Meisterwerke" vor dem Müllsack von Trude Sülzer (Sonia Schott).

Szene aus dem neuen Stück: Prof. Dr. Artus Sanctus (Frank Maaß ) verteidigt die "Meisterwerke" vor dem Müllsack von Trude Sülzer (Sonia Schott).

Foto: Fischer

Wenn einmal der Wurm drin ist . . . Dieser Spruch wird Monika Kehrmann, Regisseurin von HerMann's Bühne, in der vergangenen Woche so manches Mal in den Sinn gekommen sein. Denn die letzten Proben für das Stück "Kunst und Kaffee" von Ulrich G. Engelmann waren geprägt von Pleiten, Pech und Pannen. Ursula Koczet, in den ersten beiden Akten für die Rolle der Hermine Toll vorgesehen, musste eine Woche vor der Premiere aus familiären Gründen absagen. Maria Becker sprang ein, die eigentlich als Souffleuse vorgesehen war. Ihre Rolle übernahm Monika Kehrmann. Und zu allem Überfluss versagte wenige Tage vor dem Auftritt die Stimme von Marita Haasch. "Einen weiteren Ausfall hätten wir uns nicht leisten können, also mussten wir improvisieren", so Kehrmann. Haasch bekam für die Rolle der Metzgerfrau Pfotengruß kurzerhand ein Headset umgehängt, welches ihre leise Erkältungsstimme über Lautsprecher verständlich machte. Und über allem schwebte das vor einer Premiere besonders ausgeprägte Lampenfieber.

Das Ensemble ließ sich von alldem nicht verwirren und begeisterte die 160 Premierenbesucher im Pfarrheim St. Anna mit routiniertem Spiel und punktgenauen Einsätzen. Mit der Auswahl des Stückes bewies die Laienspielgruppe Mut zur Veränderung. Statt eines Schwanks oder einer Komödie wie bisher erwartete das Publikum eine abwechslungsreiche und teils mit hintersinnigen Pointen gespickte Satire auf den überdrehten Kunstmarkt. Eigentlich wollten Trude Sülzer (Sonia Schott), Jolante Schmit-Reuschenfels (Ulla Elsner) und Regina Kuhlenbach (Melanie Kovacs-Kaczmarek) zur Eröffnung ihrer Galerie Bilder des Künstlers Theodor Kowalski (Werner Dufhaus) präsentieren. Der machte dieses Vorhaben aber mit immensen Forderungen zunichte. Alles schien vorbei, bis der Kunstexperte Prof. Dr. Artus Sanctus (Frank Maaß) auftaucht und die auf Tapetenresten hinterlassenen Proben des Anstreichers Hieronymus Bosch (Arnold Hendricks) für eine neue Schaffensphase Kowalskis hält. Dadurch wird zweierlei klar: Die Ausstellung ist gerettet und der Herr Professor hat einen veritablen Lattenschuss.

Jolante ist das egal, sie verfährt nach dem Motto "Kunst ist das, was der Betrachter hinein interpretiert". Zur Finanzierung der Galerie wurden Sponsoren akquiriert, die ihre Schecks allerdings nicht ohne Gegenleistung übergeben, und so schmücken das rosa Metzgerschwein der Frau Pfotengruß sowie der Spielzeugbagger des Bauunternehmers Hans-Karl Neumann (Heinz Wandel) den Ausstellungsraum.

Das wiederum lässt die Journalistin Mechthild Butterbrot (Hannelore Tumminello) zu dem Schluss kommen, bei den schwer interpretierbaren "Kunstwerken" handele sich um pure Schweinereien. Als dann die durchgeknallte Fernsehmoderatorin Thea Anders (Werner Dufhaus) auftaucht, unter deren Maskerade sich der Künstler Theodor Kowalski verbirgt, nimmt das ohnehin turbulente Stück so richtig Fahrt auf . . .

Ein besonderes Lob gilt den Partnern der Schauspieler, die erneut für ein ansprechendes Bühnenbild gesorgt haben.

(erko)
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