Rheinberg Heißes Wasser im Kampf gegen Unkraut

Rheinberg · Verzicht auf die "chemische Keule": Der DLB will nach erfolgreichen Testläufen Ende des Monats beginnen, mit der Heißwasser-Methode Unkraut zurückzudrängen. Kastanien sind weiter bedroht. Das Baumfällen wird richtig teuer.

 Mit solch einem Fahrzeug ist der DLB bald im Stadtgebiet unterwegs. Im Tank ist kochend heißes Wasser.

Mit solch einem Fahrzeug ist der DLB bald im Stadtgebiet unterwegs. Im Tank ist kochend heißes Wasser.

Foto: dlb

Gesetzliche Vorgaben und ein verändertes ökologisches Bewusstsein beeinflussen die Wahl der Waffen: Bei der Bekämpfung von "Wildkräutern", die in der Vegetationsphase das Stadtbild trüben, will der DLB künftig weitestgehend auf die chemische Keule verzichten. Er setzt auf ein Mittel, das kaum noch Risiken und Nebenwirkungen verspricht: heißes Wasser. Erste Versuche mit dem sogenannten Unkrautkochen seien recht erfolgversprechend verlaufen, berichtete jetzt DLB-Chef Holger Beck im Betriebsausschuss und löste damit Frohlocken nicht nur in der Fraktion der Grünen aus.

 Sieht aus wie ein Kärcher: Aus der Düse kommt heißes Wasser, das den Pflänzchen in den Fugen keine Chance lässt.

Sieht aus wie ein Kärcher: Aus der Düse kommt heißes Wasser, das den Pflänzchen in den Fugen keine Chance lässt.

Foto: Stadt Rheinberg

Nach vielversprechenden Testläufen im vorigen Jahr will der DLB nach Ende der Frostperiode mit der Heißwasser-Methode durchstarten. Vornehmlich auf den Friedhöfen, an Straßen, rund um die Baumscheiben und da, wo - wie an der Sportanlage in Orsoy - die Herkulesstaude bedrohlich auf dem Vormarsch ist. Auch ihr soll mit Heißdampf der Garaus gemacht werden.

Das Wasser wird in einem Tankfahrzeug auf 98 Grad erhitzt und auf die Pflanzen aufgebracht. Durch den Temperaturschock wird die Zellstruktur der Pflanzen gezielt zerstört. Es handele sich um eine radikale und somit effektive Methode, die letztlich das Übel auch an der Wurzel angreife, erläuterte Beck auf Nachfrage. Voraussetzung sei allerdings das die Flächen in der Anfangszeit bis zu vier Mal im Jahr abgekocht werden müssten, damit nichts mehr nachwächst. Doch im Vergleich zum personalintensiven Unkrautjäten und dem Einsatz teuerer chemischer Spritzmittel sei das trotzdem deutlich wirtschaftlicher. Hinzu komme der ökologische Gewinn für Boden und Grundwasser, da auch in der Nähe von Gewässern und bei feuchtem Wetter ordentlich gedampft werden könne. Die Kochmethode sei zudem auf längere Sicht wirksam, da auch Unkrautsamen, Moose und Algen abgetötet würden. Und: "Die Heißwasser-Methode führt zu keinen Resistenzen."

Noch kein Kraut ist gegen das hartnäckige wie zerstörerische Bazillus Pseudomonas gewachsen, das vielen Kastanien in der Stadt arg zusetzt. Im vergangenen Jahr mussten in Rheinberg fünf dieser prachtvollen Bäume gefällt werden, weitere 104 sind von dem Bakterium befallen, so der DLB, der die Bäume intensiv beobachtet. Aktuell steht bereist fest, dass drei weitere Kastanien nicht zu retten sind und fallen müssen. In dem Zusammenhang hat Holger Beck der Politik deutlich gemacht, dass das Fällen von Bäumen durch neue Artenschutz-Vorschriften zu einem kostspieligen Akt wird. Es könne nicht mehr wie bisher einfach die Axt angelegt werden. Es soll sichergestellt werden, dass mögliche Baumbewohner wie der Steinkauz rechtzeitig umziehen können. Daher müsse der Stamm von oben nach unten Stück für Stück abgetragen werden. Das sei nicht nur sehr aufwendig, so Beck, sondern verdreifache auch die anfallenden Kosten.

Der Eichenprozessionsspinner beschäftigt den DLB ebenfalls weiter. In diesem Jahr werden 110 Eichenbäume mit dem Bacillus-thuringiensis-Präparat behandelt, davon 23 Eichen vorsorglich. Ende Juni wird nachgeschaut, um die noch vorhandenen Nester zu entfernen.

(RP)
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