Rheinberg Grüne debattieren über Erstarken der Rechten

Rheinberg · "Völkisches und Identitäres": Bei einem Stammtisch der Rheinberger Grünen im Schwarzen Adler hielt Fraktionsvorsitzender Jürgen Bartsch ein Impulsreferat. Wenige Besucher, aber lebhafte Diskussion.

Rheinberg: Grüne debattieren über Erstarken der Rechten
Foto: Armin Fischer

Jürgen Bartsch, der Fraktionssprecher der Grünen im Rheinberger Rat, hatte sich für den öffentlichen Stammtisch seiner Partei im "Schwarzen Adler" in Vierbaum Sperriges vorgenommen: Er hielt das Impulsreferat zum Thema "Völkisches und Identitäres - Vorwärts in eine dunkle Vergangenheit?". Zwar waren nur sieben Interessierte erschienen, doch die diskutierten im Anschluss an den gut halbstündigen, anspruchsvollen Vortrag um so lebhafter.

Sich auf Quellen der französischen Génération identitaire" beziehend, definierte Bartsch zunächst, was unter der seit einiger Zeit auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern vermehrt auftauchenden Identitären Bewegung zu verstehen ist.

Ihr Symbol ist der griechische Buchstabe Lambda, gelb auf schwarzem Grund. Die Identitären sind Gegner der Globalisierung, der multikulturellen Gesellschaft und der massiven Einwanderung und definieren sich über ihr Land, über Blut und nationale Identität.

Der 68er Generation ihrer Eltern werfen sie vor, versagt zu haben und für die Arbeitslosigkeit und zerbrochene Familien ebenso verantwortlich zu sein wie für das Sterben europäischer Soldaten in Afghanistan.

Ihr Konzept ist der Ethnopluralismus, der andere Ethnien und Religionen zwar nicht ablehnt, sich aber gegen jegliche Vermischung mit ihnen wendet, was, so Bartsch, als Rassismus zu verstehen ist. Bartsch begreift die Identitären als Bindeglied zwischen den Parlamentariern der Rechten und rechtsradikalen Bewegungen der Straße wie Pegida.

Bartsch ging auch auf den Begriff des Völkischen ein, den Afd-Vorsitzende Frauke Petry wieder ins Gespräch gebracht hat, nachdem das Wort seit Ende des Zweiten Weltkrieges zum Tabu geworden war. Im Handbuch der neuen Rechten heißt es, wer das Vokabular bestimmt, bestimmt auch das Denken. Auch wenn der Begriff erst einmal abgelehnt wird, so Bartsch, "aber er ist drin im nationalen Diskurs". Es ginge dabei um den Gewinn kultureller Hegemonie seitens der Rechten.

Für die Identitären, erläuterte Bartsch weiter, "ist Identität stets kollektive Identität." Dahinter stehe "die Sehnsucht nach einer Gemeinschaft". Er erinnerte auch daran, dass sich in der deutschen Geschichte des vergangenen Jahrhunderts immer wieder eine Abneigung gegen starke Parteien gezeigt habe, weshalb sich die Christdemokraten als Union bezeichneten und die Grünen in ihren Anfängen unterstrichen, dass sie mehr eine Bewegung als eine Partei wären, ohne starke Spitze. Heute offenbare sich diese Einheitssehnsucht in der Betonung des Begriffs der Mitte seitens fast aller Parteien.

In der anschließenden Debatte wurde die Frage nach der künftigen Verteilung knapper Güter angesichts einer wachsenden Weltbevölkerung und sich verschärfender Auseinandersetzungen um knappe Ressourcen ebenso aufgeworfen wie die nach dem Umgang mit mehr Flüchtlingen, die in Folge der Ressourcenverknappung ins Land strömen könnten. Seitens einer jungen Teilnehmerin wurden auch die Zukunftsängste der jungen Generation thematisiert, die nicht zuletzt aufgrund des starken Leistungsdrucks freigesetzt würden und die junge Leute in die Arme der Rechten treiben könnten. Seitens älterer Teilnehmer kam zur Sprache, dass die Jugend vergesse, in welchen Wohlstand sie hineingeboren worden sei.

(evka)
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