Rheinberg Grüne blamieren sich mit Umwelt-Anfrage

Rheinberg · Beigeordneter Dieter Paus lässt Fraktion beim Thema Recyclingbetrieb schlecht aussehen.

Der Schuss ging mal gehörig nach hinten los. Die Grünen hatten einen Umweltskandal, der seit gut einem Jahr im östlichen Teil des Kreises Behörden und Bevölkerung umtreibt, zum Anlass genommen für eine Anfrage an die Verwaltung.

Auf einer Deponie in Schermbeck sind 30.000 Tonnen Ölpellets und 35.000 Tonnen Kronocarb illegal entsorgt worden. Seit Monaten läuft ein Verfahren am Landgericht Bochum. Das weckte den Argwohn der Grünen gegen den Pigmenthersteller Techno Agrar, der mit 30 Jahren Erfahrung im Bergbau-Sektor im Orsoyer Hafen das Koks/Erzgemisch Kronocarb recycelt.

Für den Verdacht, dass hier Gefahr für Umwelt und Gesundheit existieren könnten, besteht offenbar gar kein Grund, wie sich im Stadtentwicklungsausschuss herausstellen sollte. Die sechs besorgten Fragen, die die Grünen an die Verwaltung im Stadthaus gerichtet hatten, waren längst beantwortet.

Technischer Beigeordneter Dieter Paus zog unvermittelt ein Papier aus seinem Aktenordner, das man ihm kurz vor der Sitzung zugespielt habe. Auf dem standen die Antworten, die Landrat Ansgar Müller auf die Anfrage von Hubert Kück, Fraktionschef der Grünen im Kreistag, zur Rheinberger Firma gestellt hatte. Datiert im Dezember. Eine glatte Ohrfeige für den verdutzten Simon Thölke, Sprecher der Grünen im Rheinberger Ausschuss. Paus spielte den Ball lässig zurück, riet dazu, die Kommunikationswege in der Partei auf den Prüfstand zu stellen.

Klaus Wittmann (CDU) empörte sich, dass die Grünen durch die öffentliche Anfrage den Eindruck erweckt habe, "dass im Orsoyer Hafen Chemiewaffen hergestellt" würden. Paus zog gelassen ein weiteres Ass aus dem Ärmel. Die Firma habe nichts gegen Öffentlichkeit. Die Geschäftsführung werde in wenigen Minuten erscheinen, um Rede und Antwort zu stehen.

Schon ging die Tür auf, zwei Herren betraten das Sitzungszimmer. Dr. Holger Schlizio, Geschäftsführer der Envitec, bekannte als Partner von Techno Agrar, dass der Schermbecker Umweltskandal das Unternehmen zwar beschäftige. Aber der Betrieb habe nichts zu verbergen. Der Recyclingsgrad der bundesweit einzigartigen Technologie liege bei 80 Prozent. Der ungefährliche Restabfall werden nachweisbar fachgerecht entsorgt. Techno-Agrar lud die Politik ein, sich den Betrieb bei Bedarf näher anzuschauen.

(bp)
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