Gottesdienst in Alpen Mehr als 200.000 hören am Radio zu

Alpen · Der WDR übertrug den Gottesdienst der Evangelischen Kirchengemeinde Alpen.

„Alpen ist das Herz Deutschlands und der Ort, wo die Musik herkommt“, scherzte Patrick Depuhl zu Beginn des Radiogottesdienstes am Sonntag, den rund 200 Besucher in der Evangelischen Kirche und mehr als 200.000 Menschen an den Radiogeräten verfolgten. Begleitet wurde dieser Gottesdienst von einer Abordnung des Projektchors „Home Alpenmusik“ mit Judy Bailey und Band sowie dem Veener Streicherquartett.

Von Beginn an lag eine besondere Atmosphäre in der Luft: Der Wunsch nach Frieden, Toleranz und gegenseitigem Respekt über Konfessionen und Herkunft hinweg war förmlich greifbar. „Wir kommen aus Alpen und gleichzeitig aus 14 Ländern. Unser Ziel ist es, Vorurteile abzubauen und Grenzen zu überwinden. Nur so wird aus Nachbarschaft Freundschaft und aus Freunden werden Schwestern und Brüder“, brachte es Depuhl auf den Punkt.

Pfarrer Hartmut Becks, der den Gottesdienst gemeinsam mit seiner Frau Heike Becks leitete, sah sich bei der Ausarbeitung seiner Predigt in einem Zwiespalt, denn im Anschluss an den Gottesdienst stand im Pfarrheim die Eröffnung der Karl-Barth-Ausstellung an und eines der bekanntesten Zitate des Theologen lautet: Frieden können wir nicht selber machen. Becks erzählte also gewohnt gesellschaftskritisch von Menschen, die von Termin zu Termin hetzen und so dem Frieden nachjagen, anstatt ihn zu suchen. Dabei wurde er immer wieder vom Chor mit dem Refrain „Wir suchen Frieden“ unterstützt.

Um den Frieden zu finden, riet der Pfarrer, sich auch mal von einigen der rund 10.000 Dinge, die ein Durchschnittsbürger besitzt, zu trennen. „Karl Barth hat schon vor 100 Jahren gesagt: Man muss warnen vor einer geistlosen Konsumgesellschaft, die sich vom Wesentlichen ablenkt“, so Becks. Für eine Gänsehaut sorgte erneut das Solo der 14-jährigen Sidra aus Syrien („So viel von was ich bin“). Da fiel es vielen sichtlich schwer, den bei einer Radioübertragung unerwünschten Zwischenapplaus zurückzuhalten.

Damit die Radiohörer einen Eindruck von der Stimmung in der ältesten reformierten Kirche Deutschlands bekamen, war aber lautstarkes Mitsingen ausdrücklich erwünscht. Nach dem dynamisch vorgetragenen Schlusstitel „Everybody`s got something“ und dem ausleitenden Orgelspiel hielt es niemanden mehr auf der Kirchenbank und es folgte ein minutenlanger Applaus für einen wirklich denkwürdigen Gottesdienst.

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