Rheinberg „Gloria“: Musicalfreunde kommen auf ihre Kosten

Rheinberg · Adoptionsbetreuerin Jolante ist verzweifelt. Was soll sie bloß mit der Göre Gloria anfangen? Unzählige Male hat sie das Waisenkind schon in eine Familie vermittelt, doch jedes Mal brachten die entnervten Adoptiveltern das Mädchen wieder zurück. Den einen mischte Gloria Chemikalien ins Essen, die anderen legte sie mit Kampfsport aufs Kreuz. Der Rotschopf hat es faustdick hinter den Ohren. Singend fordert Gloria ihr Recht auf Freiheit ein: „Ich mache was ich will.“ Doch als sie sich in Jasper verliebt und dieser unschuldig im Gefängnis landet, ist Gloria die einzige, die ihm helfen kann. Sie muss lernen, Verantwortung für sich und andere zu übernehmen. Der Widerspenstigen Zähmung steht nichts mehr im Weg.

Mit fetzigen Songs, schönen Balladen und einer Handlung, die ebenso unterhalten wie auch zum Nachdenken anregen wollte, feierte das Musical „Gloria“ Premiere in der Stadthalle. Obwohl als Welturaufführung im großen Stil angekündigt, war das Parkett nur zu etwa drei Vierteln gefüllt. Tonprobleme zu Beginn ließen nichts Gutes ahnen. Doch die kleinen Pannen waren schnell verziehen.

Das Ensemble legte eine tolle Vorstellung hin, bei der Musicalfreunde voll auf ihre Kosten kamen. Frech, schnodderig, mit zerzausten roten Haaren und löchrigen Strümpfen gab Hauptdarstellerin Katrin Lièvre eine Art moderne Pippi Langstrumpf ab, die gegen alle Anforderungen der Erwachsenenwelt rebellierte, bis sie begriff, dass man nicht immer nur gegen alles, sondern auch für etwas sein muss, wenn man im Leben voran kommen will.

Tolle Choreografien

Erst Rivalin, dann Freundin, war Leonie Viola Thöne alias Lucy, Anführerin einer Straßengang und Ex-Freundin von Jasper. Dieser wurde von Richard Resch dargestellt. Mit Dinah Berowska perfekt besetzt war auch die Rolle des gestrengen Fräulein Jolante. Die größte Wandlungsfähigkeit bewiesen Juliane Katharina Maria Bischoff und Christoph Puff, die drei Elternpaare zwischen Adel, gnadenloser Gesetzestreue und klebrig-süßer Glückseligkeit verkörperten. Background-Chor und Band sorgten für einen coolen bis gefühlvollen Sound. Das Tanzensemble der Ballettschule Grohs aus Moers zeigte tolle Choreografien vom fetzigen Streetdance bis zum Walzertakt. Für alle Akteure gab es viel Applaus.

Weitere Aufführungen des Musicals „Gloria“: 5. und 6. Dezember im Kulturzentrum Rheinkamp in Moers sowie am 10. Januar in der Stadthalle Neukirchen-Vluyn. Karten gibt es im Internet unter www.gloria-das-musical.de und unter Tel. 02841 8808882. Veranstalter ist der Verein FiKuK 20/21.

(RP)
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