Einzelhandel in Alpen Jetzt auch noch die Lindenbuchhandlung

Das Geschäfte-Sterben im Alpener Ortskern geht weiter. Zum Ende des vorigen Jahres wurden gleich vier Läden für immer abgeschlossen. Diesmal ist es nur einer, aber auch der tut weh. Die Belebung des Zentrums tut not.

 Tristesse an der Lindenallee: Nach dem Aus der Gaststätte „Zur Hoffnung“, von Juwelier Wäckers sowie der Drogerie schließt nun auch die Buchhandlung.

Tristesse an der Lindenallee: Nach dem Aus der Gaststätte „Zur Hoffnung“, von Juwelier Wäckers sowie der Drogerie schließt nun auch die Buchhandlung.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

In Alpen geht das Geschäfte-sterben weiter, dieses Mal hat es die Lindenbuchhandlung erwischt. An Heiligabend ist Schluss. Ein trauriger Moment. Der Ort verliert erneut ein alteingesessenes Geschäft und weiter an Gesicht. Am Ende fehlte einfach der Umsatz. Der Kundenstrom ist immer mehr zum Rinnsal geworden, die Gründe dafür sind vielschichtig.

Ein Fakt ist: Internet-Riesen wie Amazon oder Bol haben im Buchgeschäft inzwischen einen Marktanteil von über zehn Prozent. Fakt ist aber auch: Kleinere Buchhandlungen wie die in Alpen können mit deren Angeboten kaum mithalten, obwohl sie sich dank der Preisbindung im Buchsegment eigentlich keinem ungleichen Rabatt-Wettbewerb stellen müssen.

Aber dieses Wissen kommt offenbar nicht bei den Kunden an. „Wir betreiben selbstverständlich einen Online-Shop, liefern zu denselben Konditionen wie die Marktführer. Aber wenn es drauf ankommt, haben die Leute nur das große A im Kopf“, berichtet Buchhändlerin Sylvia Schmidt. Dass jeder Mausklick, der ins Warenlager der Branchenriesen führt, ein Sargnagel für den Händler vor Ort ist, wird entweder nicht wahrgenommen oder aus Bequemlichkeit gerne verdrängt.

 Sylvia Schmidt erläutert Kundinnen wie Renate Knoll, warum es keinen Sinn mehr ergibt, das Geschäft mit Büchern weiterzuführen.

Sylvia Schmidt erläutert Kundinnen wie Renate Knoll, warum es keinen Sinn mehr ergibt, das Geschäft mit Büchern weiterzuführen.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Ein weiterer Grund liegt für Sylvia Schmidt im geänderten Leseverhalten. Immer mehr Leser entscheiden sich für das elektronische Buch und laden es sich einfach aus dem Netz. Und an dieser Stelle können die Marktführer ihre ganze Macht ausspielen. „Auf dem Kindle laufen nur Amazon-E-Books, dazu werden Lese-Flatrates angeboten. Da können wir nicht mithalten“, sagt Schmidt, fügt aber auch hinzu: „Viele E-Book-Leser stehen irgendwann wieder im Laden, weil sie ein gedrucktes Buch in der Hand halten wollen.“

Zum endgültigen Aus der Lindenbuchhandlung gesellen sich aber auch ganz lokale Gründe. Hinter vorgehaltener Hand wird gesagt, dass die Schließungen des Drogeriemarktes und des Schmuckgeschäftes direkt nebenan dazu beigetragen haben, dass Laufkundschaft weggeblieben sei. Ein Domino-Effekt. Und Kundschaft, die nicht gerne läuft, beklagt fehlende Parkplätze. „Viele Kunden haben mir gesagt: Wenn kein Parkplatz frei ist, fahre ich weiter.“

Wiltrud Winkler holt vorbestellte Bücher ab und lässt sie sich hübsch verpacken. Mit Blick auf halbleere Regale schüttelt die Bönninghardterin den Kopf: „Das alles ist sehr traurig. Jetzt muss ich weit fahren, um Bücher zu kaufen. Aber ich kann verstehen, dass Leute im Internet kaufen, das ist bequem.“

Für Elfie Tost kommt das nicht infrage. Die Stammkundin aus Alpen schätzt den persönlichen Kontakt zu ihrer Buchhändlerin. „Wenn mal ein Buch nicht vorrätig ist, bestelle ich es und kann’s am nächsten Tag abholen.“ Die Seniorin trifft die Schließung hart: „Ich bin nicht mobil, für mich ist das ganz bitter. Alpen verliert an Attraktivität.“

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