Bildung in Rheinberg Europaschule steht für Vielfalt

Rheinberg · Die Rheinberger Schule ist wegen ihres Einsatzes für Toleranz gegenüber sexueller Orientierung nun Teil des Antidiskriminierungsnetzwerks. Schülerinnen und Schüler, Lehrerschaft und Eltern unterstützen die Arbeit.

 Schulleiter Martin Reichert freute sich über die Auszeichnung der Rheinberger Europaschule als „Schule der Vielfalt“ und bedankte sich für die Verleihung der Plakette.

Schulleiter Martin Reichert freute sich über die Auszeichnung der Rheinberger Europaschule als „Schule der Vielfalt“ und bedankte sich für die Verleihung der Plakette.

Foto: Armin Fischer (arfi)

„Come in – Wir sind offen“, steht auf einer einladenden Plakette in weißen Lettern auf leuchtend rotem Grund, die der Rheinberger Europaschule in diesen Tagen von Mike Nienhaus übergeben worden ist. „Die Europaschule erfüllt alle Anforderungen, um eine Projektschule zu sein“, begründet die Geschäftsführerin des Kölner Beratungszentrums für Schwule und Lesben (Rubicon) die Auszeichnung.

Die Schule habe seit einigen Jahren mit dem Café Vielfalt einen Anlaufpunkt für Schwule, Lesben und Transsexuelle geschaffen. Die Lehrerinnen und Lehrer würden Fachtagungen zum Thema Gleichstellung besuchen und konkrete Maßnahmen an der Schule umsetzen. Mit der Zertifizierung als „Schule der Vielfalt“ habe die Europaschule nun erneut „ein starkes Zeichen für mehr Toleranz“ in der Gesellschaft gesetzt.

Entscheidenden Anteil an der Entwicklung dorthin haben die Pädagoginnen Sarah Rixen und Raphaela Plonka, die vor sechs Jahren nach Rheinberg gekommen sind. Mit dieser Entwicklung habe damals noch keiner gerechnet. „Aber als wir gesagt haben, dass wir heiraten wollen, seid Ihr zu uns gekommen und habt gesagt, dass Ihr eine Schule der Vielfalt haben möchtet“, erinnert sich Raphaela Plonka bei ihrer Ansprache. „Das war gar nicht so einfach“, ergänzt Ehefrau und Kollegin Sarah Rixen: „Wir wollten ein Zeichen gegen Homophobie und Transphobie setzen und haben deshalb das Café Vielfalt eröffnet, in dem sich Schwule, Lesben, Transsexuelle und Heteros treffen können.“

Um ein Teil des bundesweiten Antidiskriminierungsnetzwerks „Schule der Vielfalt“ zu sein, bedurfte es der Zustimmung von Lehrern, Eltern und Schülern. Die erfolgte aus der Elternpflegschaft und dem Kollegium einstimmig. Für die Schüler war das sowieso kein Thema. „Im Laufe der Zeit ist der Wunsch bei uns immer größer geworden, dass niemand in der Schule und im Leben das Gefühl haben muss, ausgegrenzt zu sein. Wir haben im Café Vielfalt immer ein offenes Ohr für alle gehabt, die dort hingekommen sind“, sagt Schülervertreter Jan Urban.

Zur vollkommen heilen Welt ist die Europaschule deshalb aber noch nicht geworden. Das weiß auch Raphaela Plonka: „Es gibt natürlich auf dem Schulhof noch abfällige Töne gegenüber Schwulen oder Lesben. Doch es gibt jetzt niemanden mehr, der weghört.“

Ausgrenzungen jeglicher Art entgegensteuern möchte auch die Schülervertretung. „Wir reden definitiv in unseren Sitzungen drüber. Wir hängen Plakate auf und versuchen, zu überbrücken und Kommunikation zwischen Lehrern und Schülerschaft herzustellen“, so Urban. Aus Sicht von Schülersprecherin Sarah Göbel muss ein gemeinschaftliches Umdenken stattfinden: „Es ist wichtig, dass wir alle zusammenarbeiten und nicht nur in vielen kleinen Gruppen.“

Geht es nach Sarah Rixen und Raphaela Plonka, sollen schwul und lesbisch an der Europaschule keine Schimpfworte mehr sein und es total angesagt sein, ins Café Vielfalt zu gehen. Plonka: „Das bedeutet dann auch, dass ein Outing an unserer Schule problemlos möglich sein wird und wir gemeinsam eine Schule mitgestalten, die frei ist von Hass, Gewalt und Vorurteilen.“ Für Schülervertreter Jan Urban hat die Zukunft bereits begonnen: „Wir alle sind stolz darauf, in einer solch toleranten Schule der Vielfalt zu sein.“

(erko)
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