Rheinberg Gall "vertellt on sangt" in der alten Heimat

Rheinberg · Der Liedermacher, Folklorist und Geschichtenerzähler aus Ossenberg kehrte zurück, um zu singen und Geschichten vorzutragen.

 Eineinhalb Stunden mit Günter Gall vergingen in der Alten Kellnerei wie im Fluge. Die Zuhörer dankten es mit herzlichem Applaus.

Eineinhalb Stunden mit Günter Gall vergingen in der Alten Kellnerei wie im Fluge. Die Zuhörer dankten es mit herzlichem Applaus.

Foto: (Archiv)

Beim Kastanienfest im Oktober ist Günter Gall regelmäßig zu Gast, um als Bänkelsänger "Juppchen Hahnebolz" seine Späße zu treiben. Aber auch sonst kehrt der 66-jährige Osnabrücker, der in Ossenberg seine Kindheit und Jugend verbrachte, gerne an den Niederrhein zurück. Der Liedermacher, Folklorist und Geschichtenerzähler gastierte nun in der Alten Kellnerei. Im Gepäck hatte er sein Programm "Galläpfel — Lieder und Geschichten vom Niederrhein".

Günter Galls Stil erinnert ein wenig an den Hanns Dieter Hüschs. Er "vertellt on sangt" in Liedern, Gedichten und Geschichten, was er am Niederrhein erlebt hat. Dabei gibt er offen zu, er könne sich nicht mehr an alles erinnern und deshalb könne hier und da einmal etwas durcheinander geraten sein. Er erzählt auf Platt mit hochdeutschem Einschlag. Immer wandelt er auf dem schmalen Grad von Melancholie und Lebensfreude. Manchmal sind seine Stücke mehr besinnlich, manchmal mehr heiter und manchmal beides. Im Unterschied zu dem Mainz-Moerser Kleinkünstler spielt der Osnabrück-Ossenberger Kleinkünstler keine Orgel, wenn er vorträgt oder singt, sondern setzt auf ganz unterschiedliche Instrumente. Er greift in die Saiten seiner Gitarre, bläst in die Öffnungen seiner Mundharmonika oder schlägt zwei Kochlöffel aufeinander, um Musik zu machen. Dazu spielt er auf dem Dulcimer, einem Saiteninstrument, das mit der Zither verwandt ist, während er bei vielen Liedern die Zuschauer auffordert, den Refrain mitzusingen.

Im Laufe des Abends berichtet Gall über sein frühes Leben, das er in der Ossenberger Solvay-Siedlung verbrachte. Er erzählt, wie er 1950 als Dreijähriger mit den anderen Familienmitgliedern für eine Foto abgelichtet wurde, singt das Kinderlied "Pierlala". Er blickt auf seine Volksschullehrerin zurück, die einen militärischen Führungsstil hatte und gerne ihren Schlüssel durch die Klasse feuerte, wenn es zu laut war. Er berichtet, wie er mit einem Freund Schrott sammelte, um sich vom Erlös eine Kinokarte zu kaufen. Er "erinnert" sich an seinen ersten Rausch. Oder er erzählt von seiner perlmuttweißen Gitarre, mit der er in die Fußstapfen von Elvis Presley treten wollte — mit Nietenhose und Tölle. Die Geschichte spielt sich am Niederrhein ab, dem Gebiet, das durch den Rhein geprägt, dessen Wasser so langsam wie die Seele der Niederrheiner strömt, sagt Gall. So vergingen eineinhalb unterhaltsame Stunden wie im Flug. Die Zuschauer dankten mit viel Applaus

(got)
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