Rheinberg Fundräder unter dem Hammer

Rheinberg · Zwischen Stadthaus und St.-Peter-Kirche wurden gestern 22 Drahtesel versteigert. Gegen Bargeld und ganz nach den Regeln des BGB.

 Rainer Müller brachte als Auktionator die Fundräder gestern an den Mann.

Rainer Müller brachte als Auktionator die Fundräder gestern an den Mann.

Foto: Olaf Ostermann

Rainer Müller hatte das passende Werkzeug mitgebracht: Den Holzhammer, den der Mann von der Stadt gestern Vormittag bei der Fundsachenversteigerung schwang, zierte eine Fahrradklingel. Nicht von ungefähr: Ausschließlich Fahrräder kamen unter den Hammer. In Reih' und Glied und übersichtlich durchnummeriert waren sie auf dem Weg vor der St.-Peter-Kirche aufgebaut, damit Interessenten sie ausgiebig begutachten konnten.

Das Damenrad mit Nummer zehn beispielsweise schien recht ansehnlich. Laut "Beipackzettel" im September vorigen Jahres an der Schulstraße gefunden. Schätzwert: 200 Euro. "Reine Phantasie", raunte ein Zaungast seinem Nachbarn zu - "höchstens 125". Und nach einem Moment der Besinnung die Empfehlung: "Da lass' sich mal einen anderen mit abquälen!" Ein paar Schritte weiter sehen sich Birgit und Christel Funck mit Marcel Urselmann gerade die Radparade an. Die Drei sind Stammgäste bei den Fundsachenersteigerungen. Gezwungenermaßen, berichtet Christel Funck: "Das letzte Mal haben wir drei Räder ersteigert - aber die wurden inzwischen alle geklaut."

Gerade verklingt der zehnte Schlag der Kirchturmglocke: Rainer Müller ergreift das Wort. Der Auktionator erklärt die Verfahrensregeln: "Wir versteigern nach BGB". Und das Bürgerliche Gesetzbuch verlangt eine klare Willensäußerung. Durch Handzeichen. Oder durch Nennung des Wertes, für den man ein Rad ersteigern will und sofort bar bezahlen muss.

Dann steht das erste Rad auf dem Versteigerungstisch: ein Hollandrad. "Excelsior Luxus". Anfangsgebot: fünf Euro. Rasch entwickelt sich eine lange Zahlenreihe: 10, 11, 13, 15, 17, 20, 22 - "zum Zweiten", ruft Rainer Müller den Damen und Herren zu, die als Bieter unter den Kastanien an der Kirche stehen. Ekerem Brecic hört die Botschaft und legt noch ein Schüppchen drauf: 25 Euro - und der Drahtesel gehört ihm.

Das MTX-Modell für den jugendlichen Radler gibt's schon für ganze fünf Euro. Dieter Kartheuser nimmt es für ein Enkelkind mit nach Sonsbeck. Sieben Gänge hat das nächste Rad - aber keinen Ständer. Das schlägt auf den Preis durch. Fünfzig Cent als knappes Anfangsgebot - am Ende immerhin sieben. Und den Rost gibt's gratis...

(RP)
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