Rheinberg Foto-Ausstellung soll Vorurteile abbauen

Rheinberg · Im Rheinberger Stadthaus-Foyer zeigt der Caritasverband Moers-Xanten seit Montag "(M)ein Deutschland – wir sind uns ähnlicher, als wir denken". Herbert Mertens hat in Rheinberg und Kamp-Lintfort lebende Asylbewerber porträtiert.

 Anke Kretz vom Migrationsdienst des Caritasverbands Moers-Xanten hat die Ausstellung mit Fotograf Herbert Mertens organisiert.

Anke Kretz vom Migrationsdienst des Caritasverbands Moers-Xanten hat die Ausstellung mit Fotograf Herbert Mertens organisiert.

Foto: Armin Fischer

Im Rheinberger Stadthaus-Foyer zeigt der Caritasverband Moers-Xanten seit Montag "(M)ein Deutschland — wir sind uns ähnlicher, als wir denken". Herbert Mertens hat in Rheinberg und Kamp-Lintfort lebende Asylbewerber porträtiert.

Welches Bild haben Deutsche von Asylbewerbern und Flüchtlingen, die es aus afrikanischen Ländern, aus Syrien oder Afghanistan in die Bundesrepublik verschlagen hat? "Oftmals kein gutes", sagt Anke Kretz, beim Caritasverband Moers-Xanten im Migrationsdienst tätig. "Es ist aber in den meisten Fällen so, dass die Menschen nicht ihre Heimat verlassen, weil sie faul sind und uns auf der Tasche liegen wollen, sondern weil in ihren Heimatländern Bürgerkrieg herrscht oder sie dort verfolgt werden. Und dann erhalten sie hier oftmals keine Arbeitserlaubnis."

Die junge Sozialpädagogin entwickelte die Idee, das Thema in einer Fotoausstellung aufzugreifen. Der Titel: "(M)ein Deutschland — wir sind uns ähnlicher, als wir denken". Einen Fotografen fand Anke Kretz in Herbert Mertens. Der Alpsrayer, Gymnasiallehrer im Unruhestand, erbat sich zunächst Bedenkzeit. Er hatte bereits einen ähnlichen Plan verfolgt und stürzte sich dann in die fotografische Arbeit mit ausländischen Menschen, die in Kamp-Lintfort und Rheinberg leben und von der Caritas betreut werden. "Ein solches Projekt erfordert eine spezielle Herangehensweise", sagt Mertens, der seinen Wunsch, dass jeder Porträtierte auf dem Foto etwas Landestypisches in Händen halten sollte, umsetzen konnte. "Die Asylbewerber haben meistens materiell nichts vorzuweisen. Aber sie haben Werte", sagt er. So habe etwa ein Mann darum gebeten, sich zunächst Hände und Füße waschen zu dürfen, bevor er das Bild einer indischen Gottheit respektvoll für das Foto vom Schrank genommen habe. Für zwei Polinnen seien Bildnisse des ehemaligen Papstes wichtige Devotionalien gewesen. Herbert Mertens hat alle Aufnahmen in Schwarz-Weiß fotografiert. Die menschlichen Begegnungen seien das gewesen, was ihn am meisten an diesem Projekt fasziniert habe. Die größte Herausforderung sei es gewesen, den Menschen bei den Foto-Sessions die Skepsis zu nehmen und eine angenehme Atmosphäre entstehen zu lassen.

Anke Kretz betont, es sei ihr um eine "interkulturelle Sensibilisierung" gegangen. "Viele Ausländer möchten sich integrieren. Wir wollen zeigen, dass hinter jedem Foto eine Geschichte, ein Schicksal steckt." Erst als die Fotos schon fertig waren, entstand die Idee, sie mit kleinen Texte zu versehen. Anke Kretz: "Die Idee war, ein Wunsch, ein Ziel oder eine Hoffnung für die Zukunft zu formulieren." Da schrieb ein junger Mann, er möchte Teil der Gesellschaft werden. Und zwei Schwestern schrieben: "Wir möchten, dass wir unsere Kinder, die wir in Somalia zurücklassen mussten, nach Deutschland holen können. Sie haben täglich Angst und Hunger." Dieser Wunsch hat sich erfüllt: Die jeweils vier Kinder der beiden Afrikanerinnen sind mittlerweile in Rheinberg zu Hause.

(RP)
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