Rheinberg "Flügelkampf" machte Gästen viel Spaß

Rheinberg · Ansprechend und humorvoll: "Klavierschlacht" von Paul Cibis und Andreas Kern in der Rheinberger Stadthalle.

"Als wir diesen Abend geplant haben, wussten wir noch nicht, dass die sportliche Herausforderung auf der Bühne nicht die einzige sein wird, die Sie interessiert", sagte Prof. Franz Xaver Ohnesorg. Der Intendant des Klavier-Festivals Ruhr versprach dem Publikum in der Stadthalle, dass die Veranstaltung rechtzeitig vor Anpfiff des Halbfinalspiels der deutschen Nationalelf bei der Fußball-WM beendet sein würde.

Der Verzicht auf die Pause bei der "Klavierschlacht" von Paul Cibis und Andreas Kern hatte noch mehr Vorteile, denn so war Spannung vom Anfang bis zum Schluss garantiert. Zwei Flügel, zwei Musiker und ein gemeinsames Ziel: Den Sieg in diesem spannenden "Flügelkampf" davonzutragen. Solche Tastenduelle zwischen Musikern gab es schon in der Vergangenheit. Franz Liszt und Sigismund Thalberg haben es getan, Domenico Scarlatti und Georg Friedrich Händel ebenfalls.

Cibis und Kern nahmen das Rheinberger Publikum im Sturm und lagen in der Gunst am Ende nahezu gleich auf. Das Prinzip des Piano-Duells: In insgesamt sechs Runden spielten die beiden Pianisten abwechselnd Musikstücke vor. Nach jeder Runde stimmte das Publikum durch das Hochhalten brennender Feuerzeuge über seinen Favoriten ab. Um den Unterhaltungsfaktor zu erhöhen, ließen die Gegner kein gutes Haar am anderen.

"Andreas ist der einzige Pianist, der noch schneller spielen kann, als es sein Gehirn versteht", lästerte Cibis. Dieser wiederum wurde von Kern, der sich gerne als "Punk" unter den Klaviervirtuosen inszeniert, wegen seines Hangs zu Romantik und Poesie mit ironischen Kommentaren bedacht. Bei Moritz Eggerts "One man band" nutzte Kern den Flügel auch als Percussion-Instrument. Die Schlacht zwischen Skrjabins "Nocturne" und dem Präludium C-Dur mit "Ave Maria" von Bach/Gounod absolvierten die Pianisten nicht nur sprichwörtlich mit Links.

In der Finalrunde improvisierten die Musiker auf Zuruf der Zuschauer je ein Medley aus Musikstücken von Aretha Franklin bis zu Schuberts Forellenquintett. Auch vom Publikum forderten die Konkurrenten vollen Einsatz. In der Publikumsrunde wurden vier Zuschauer mit Klaviererfahrung auf die Bühne gebeten, wo sie ähnlich wie beim Tischtennis im "Piano-Rundlauf" die Europahymne "Freude, schöner Götterfunken" spielten.

Als Zugabe spielte das Duo "Das große Tor von Kiew" aus Mussorgskys Zyklus "Bilder einer Ausstellung". Paul Cibis entschied den Wettstreit mit knapper Mehrheit für sich.

(krsa)
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