17-Jährige zwischen Rheinberg und Duisburg ertrunken „Die Gefahr Rhein wird weniger wahrgenommen“

Interview | Rheinberg/Duisburg · Es ist eine traurige Bilanz: Drei Großeinsätze innerhalb einer Woche, zwei Todesfälle, zwei vermisste Kinder, deren Überlebenschancen gegen Null gehen. Wir haben mit Rheinbergs Feuerwehr-Chef Sebastian Schriewer darüber gesprochen, warum manche Menschen immer noch im Rhein schwimmen gehen.

 Auch am Donnerstag setzte die Feuerwehr Duisburg ihre Suchaktion nach den beiden im Rhein vermissten Kindern fort – bisher vergeblich. 

Auch am Donnerstag setzte die Feuerwehr Duisburg ihre Suchaktion nach den beiden im Rhein vermissten Kindern fort – bisher vergeblich. 

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Herr Schriewer, es hat erst vergangenen Mittwoch einen tödlichen Badeunfall im Rhein gegeben. Bei der Suchaktion waren Sie als Leiter der Rheinberger Feuerwehr mit Ihren Einsatzkräften vor Ort. Jetzt ist wieder ein Mädchen ertrunken. Zwei weitere Jugendliche werden vermisst. Was sagen Sie dazu, dass die Menschen trotzdem weiter im Rhein schwimmen gehen?

Sebastian Schriewer Dass es schon so bald wieder einen tödlichen Badeunfall gibt, war für uns im negativen Sinne überraschend. Man sollte meinen, dass das die Menschen abschreckt, in den Rhein zu gehen. Jedoch handelt es sich bei den jetzt verunglückten Personen um Kinder. Es ist fraglich, ob sie von dem Vorfall der vergangenen Woche wussten.

Sind die Menschen leichtsinnig?

Schriewer Wenn man sich wissentlich in Gefahr begibt, ist das leichtsinnig. Bei Kindern beziehungsweise Jugendlichen würde ich mich aber davor hüten, von Leichtsinn zu sprechen. Das Problem ist, dass der Rhein in Uferbereichen nicht gefährlich aussieht. Das ist trügerisch. Auch dort gibt es Strömungen und Wirbel, die einen einfach mitreißen.

Fehlt es dann an Aufklärung? Würden Warnschilder helfen?

Schriewer Das ist schwierig zu beantworten. In der Flüchtlingsunterkunft, wo das erste Todesopfer lebte, führt die DLRG, soweit es Corona zulässt, ja Aufklärungen durch. Und die besten Schilder helfen nicht, wenn es an der Sprachbarriere hapert oder sie ignoriert werden. Wir merken immer wieder, dass die Gefahr Rhein heute weniger wahrgenommen wird. Insofern sollte man schon versuchen, die Leute dafür zu sensibilisieren. Eine Patentlösung habe ich leider nicht, aber man wird über verschiedene Wege agieren müssen.

Was sollte man tun, wenn ein Mensch im Rhein Hilfe braucht?

Schriewer Auf gar keinen Fall ins Wasser gehen! Nicht einmal im Uferbereich. Vor einigen Jahren gab es ein Unglück am Rhein in Rheinberg, bei dem ein Mann zwei Kinder retten wollte. Ein Kind konnte er retten, dann wurde er selbst weggerissen. Deshalb: Notruf absetzen, möglichst genau die Position durchgeben, und wenn möglich, die Person nicht aus den Augen lassen, dabei Kontakt zu den Einsatzkräften halten.

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