Ferienalarm in Rheinberg Vier Wochen wunderbare Zirkus-Welt

Rheinberg · Der Circus for Kids Rondel der Familie Ortmann gastiert zum zwölften Mal beim Ferienalarm in Rheinberg. Vier Wochen lang wird mit jeweils 150 Kindern für die Abschlussaufführungen im Zelt am Pulverturm trainiert. Wir haben vorbeigeschaut.

 Zirkusdirektor René Ortmann und Stadtjugendpflegerin Babette Heimes passen auf, dass die kleinen Artisten sicher durch den Ring springen.

Zirkusdirektor René Ortmann und Stadtjugendpflegerin Babette Heimes passen auf, dass die kleinen Artisten sicher durch den Ring springen.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Rund um den Pulverturm herrscht eine besondere Atmosphäre. Es riecht förmlich nach Anspannung und Nervenkitzel. Feuerschlucker stoßen ihre Flammen aus, Mädchen lassen sich am Trapez in die Höhe ziehen oder wandeln voller Konzentration über ein Drahtseil. Das alles geschieht unter den geschulten Blicken erfahrener Artisten. Der „Circus for Kids Rondel“ ist zum zwölften Mal in Rheinberg zu Gast.

Für Stadtjugendpflegerin Babette Heimes, die das Zirkusprojekt mit einem zwölfköpfigen Team unterstützt, darf die Erfolgsstory gerne so weitergehen: „Wir verstehen uns sehr gut, es herrscht ein ausgezeichnetes Vertrauen.“ Zumal die Resonanz unter den Kindern und Jugendlichen in der Stadt seit Jahren zunimmt. „Wir sind selbst verwundert, wie erfolgreich dieses Projekt ist“, sagt Heimes. Statt 110 Kinder wie noch 2021 nehmen jetzt 150 pro Woche teil. Das führt dazu, dass die Gruppen geteilt werden und es am Ende jeder der vier Wochen zwei Vorstellungen gibt. „Wir mussten noch 70 Kindern absagen“, bedauert Heimes.

 In der Akrobatik-Gruppe kommt es auf Gelenkigkeit an. Die Teilnehmenden, überwiegend Mädchen, haben viel Spaß dabei. 

In der Akrobatik-Gruppe kommt es auf Gelenkigkeit an. Die Teilnehmenden, überwiegend Mädchen, haben viel Spaß dabei. 

Foto: Armin Fischer (arfi)

Es wird in Kleingruppen mit jeweils 16 bis 17 Kindern geprobt, die von 20 Aushilfskräften betreut werden. Weil nicht alle Artisten gleichzeitig proben können, gibt es Alternativangebote wie das Spielemobil oder Bastelkurse. Unter der Anleitung von Regina Möllengraf und Angelika Kohl entstehen dort aus Socken lustig guckende Raupen oder Pompoms aus Wollresten. Allzu sehr dürfen sich die ehrenamtlichen Damen allerdings nicht einmischen. „Kinder basteln gerne kreativ und ohne Anleitung“, erzählt Möllengraf.

 Ramon Ortmann erklärt den Komikern die Superspezialkamera.

Ramon Ortmann erklärt den Komikern die Superspezialkamera.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Ganz anders sieht das bei der Seiltanzgruppe im Vorzelt aus. Becci Ortmann vom Zirkus Rondel achtet darauf, dass jede Bewegung auf dem dünnen Stahlseil stimmt und jedes Kunststück mit der nötigen Ausdruckskraft ausgeführt wird. Aber selbst wenn die Nummer perfekt sitzt, sieht die Artistin noch Verbesserungsbedarf: „Ihr müsst euch wie ein Artist vom Publikum verabschieden und nicht einfach so verschwinden.“

Draußen warten schon die Fakire und Feuerschlucker auf ihren Einsatz. Ein brandgefährlicher Job, könnte man meinen. Doch die achtjährige angehende Feuerschluckerin Matilda winkt milde lächelnd ab. „Da ist eine Flüssigkeit im Feuer, deshalb tut das nicht weh, aber nicht weitersagen.“ Das gilt auch für Lily, die als „Fakirin“ barfuß über Glasscherben läuft: „Es ist nicht so gefährlich, wie es aussieht. Mehr darf ich nicht verraten.“

Ohne Netz und doppelten Boden unter einer Zirkuskuppel schweben, davon träumen vor allem Mädchen. So werden vermutlich auch in diesem Jahr alle Trapezgruppen weiblich besetzt sein. Eine der mutigen Artistinnen ist die siebenjährige Emiliy. Höhenangst oder Lampenfieber sind ihr fremd: „Ich mache in einer Cheerleader-Gruppe mit, da muss ich bei der Pyramide immer nach ganz oben“, erzählt sie und lässt sich erneut in die Höhe ziehen, um Figuren wie den doppelten Engel, den Mond oder das Vogelnest einzustudieren. Nach der Übungseinheit bittet Zirkusdirektor René Ortmann die Teilnehmer zur Nachbesprechung auf die Wiese vor dem Zelt. „Wer mit einem Kunststück unzufrieden ist, sollte sich jetzt melden, bevor wir das weiter einstudieren. Ansonsten gilt: Wenn einer etwas nicht sofort schafft, ist es die Aufgabe der anderen, ihn zu motivieren. In einem Zirkus müssen alle zusammenhalten.“

Dass immer wieder gesagt wird, in der Pandemie habe sich die Motorik der Kinder verschlechtert, kann Ortmann nicht bestätigen: „Es ist auch eine Frage, wie man die Kinder fasziniert und sie ermutigt. Wer zu uns kommt und keinen Purzelbaum kann, lernt das in zehn Minuten. Darüber staunen Eltern immer wieder“, erklärt Renè Ortmann, der mit dem Schulzirkus seit 28 Jahren durch Deutschland reist. Tatsächlich springen die Mitglieder der Trampolingruppe kopfüber durch einen Ring. Das sorgt schon mal für eine breite Brust vor den Aufführungen am Freitag, wenn Eltern, Geschwister und Großeltern im Publikum sitzen.

(erko)
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