Rheinberg Epochales zum Abschluss

Rheinberg · Das "Blue Chamber Quartet" sorgte in der Rheinberger Stadthalle mit einer Mischung aus Kammermusik, Jazz und Avantgarde für einen würdigen Abschluss der Konzertreihe der Musikalischen Gesellschaft.

Rheinberg: Epochales zum Abschluss
Foto: Fischer

Allein schon die spezielle Instrumentierung ließ darauf schließen, dass es ein spezieller Sonntagabend in der Rheinberger Stadthalle werden sollte. Denn beim Abschlusskonzert der Musikalischen Gesellschaft fanden sich mit Julia Barth (Klavier), Angelika Siman (Harfe), Holger Michalski (Kontrabass) und Thomas Schindl (Vibraphon) eine auch nach den Worten des Arrangeurs Schindl "einzigartige Kombination" als "Blue Chamber Quartet" auf der Bühne zusammen. "Wir wollten einmal etwas Anderes zeigen - zum Ausklang etwas Schmissiges", sagte die Vorsitzende der Musikalischen Gesellschaft, Lore Rabe, und zeigte sich von der Publikumsresonanz zu diesem speziellen Ansatz positiv überrascht.

Schindl und die übrigen drei Musiker hatten ein sehr vielfältiges Programm - von Bernstein bis Gershwin - zusammengestellt. Als besondere Klammer bezogen sich die dargebotenen Stücke auf die Stadt New York. Zum Einstieg bot das Quartett die "Candide Overture" von Leonard Bernstein, in der bereits die Besonderheit des atmosphärisch verdichtenden Klanges von Klavier, Harfe, Kontrabass und Vibraphon zu Tage trat: vier als individuelle "Stimmen" erkennbare Instrumente, die besondere Klangräume schufen.

Danach "blieb" das Quartett quasi direkt in New York - und bei dem Jazzpianisten Chick Corea, der in den 80er-Jahren auch einmal den Ausflug ins klassische Fach mit seinen "Children´s Songs" gewagt hatte. Die Auswahl der fünf Lieder bot dabei eine sehr kammermusikalische Note, rhythmisch spannend gesetzt und musikalisch wunderbar ausformuliert.

Gleiches galt auch für die drei Auszüge aus Isaac Albeniz´ "Suite Espanola" - fantastisch-tänzelnd auf dem Vibraphon bei "Aragon", dezent-melodiös bei "Granada" und räumlich-machtvoll bei "Asturias" mit einem Hauch von Tanz, Eleganz und Phantasie. Mit dem dramatisch anmutenden "Kicho" von Astor Piazzola gingen Musiker und Zuhörer in die Pause.

Fast rasend, verspielt und vorantreibend mit einem starken Kontrabass-Anteil interpretierte das Quartett im Anschluss die energiegeladene "Toccata op. 11" von Sergej Prokofief. Als wohltuenden Kontrast boten Thomas Schild und Angelia Siman den zarten "Blues for Gilbert" mit entsprechend sanftem Zusammenklang - fast poetisch, mit viel Herz und schön.

Die "Three Dance Portraits" von Allen Shawn boten beim "Lilting" intelligenten, rhythmisch versetzt klingenden Swing, ein spannendes Zusammenspiel von Klavier und Vibraphon beim "Grazioso" und dem fetzigen, "fast wie Rock´n Roll" (Schindl) klingenden "Hard Edged", bei dem er und Bartha am Ende durch das Innehalten der Töne für Spannung sorgten.

Das Highlight war schließlich George Gershwins "Rhapsody in blue" - auch der Titel des abendlichen Programms - zum Schluss des Konzerts: ein epochaler, humorvoller 25-minütiger Akustikritt durch die Höhen und Tiefen eine der schönsten Kompositionen der Musikgeschichte. Während die Melodie von allen Musikern individuell interpretiert wurde, bewies Julia Bartha am Klavier ihre herausragenden Fähigkeiten.

(RP)
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