Rheinberg Eine einzige Geländestrecke

Rheinberg · An der Gerhard-van-Clev-Straße am Rheinberger Annaberg werden die Bergschäden beseitigt. Die Anlieger nehmen die Belastungen zähneknirschend hin. Die Kanalarbeiten reichen jetzt bis in die Bahnhofstraße.

Nun sind die Kanalarbeiter in der Bahnhofstraße angekommen: Nachdem zunächst der Weg neben den Schienen betroffen und dann die Zufahrt zum Bahnhof komplett gesperrt war, reicht die Baustelle zur Beseitigung von Bergbauschäden am Kanalnetz nun bis in die Fahrbahn der am meisten befahrenen innerstädtischen Straße hinein. Derweil ist der Ärger an der Gerhard-van-Clev-Straße noch lange nicht verraucht — die monatelang kaum mehr als eine buckelige Geländestrecke war.

Zuvorkommende Arbeiter

Das lasten Anlieger übrigens nicht den Baufirmen und schon gar nicht den Arbeitern an. Antonio Lucano z.B. betont: "Die Arbeiter waren sehr zuvorkommend und haben sich wirklich bemüht, die Probleme für uns so klein wie möglich zu halten." Auch wenn die Koordination der Arbeiten nicht immer nachvollziehbar gewesen sei. Auch wenn es durch die Baumaschinen in den Häusern oft mehr gewackelt habe als zu den schlimmsten Zeiten des Kohleabbaus.

Trotz aller Zuvorkommenheit seien die Schwierigkeiten genug geworden. Denn durch die Bauarbeiten sei er zeitweilig schlichtweg nicht auf der Straße erreichbar gewesen. Und das wirkt sich für Lucano vor allem deshalb besonders verheerend aus, weil der von der Gerhard-van-Clev-Straße aus einen Groß- und Einzelhandel mit Feinkost und Wein betreibt: "Speditionen konnten die Frischware oft nicht zu mir bringen. Oder der Paketdienst, der die von mir gepackten Sendungen zu meinen Kunden bringt, konnte mich nicht im vorgegebenen Zeitrahmen erreichen." Konsequenz: Der Unternehmer musste sich selbst hinter Steuer setzen und seine Lieferungen termingerecht ausfahren. Hunderte Kilometer. Damit er seine Kunden nicht verliert. Dennoch: "Mein Umsatz ist deutlich zurückgegangen."

Von der Stadt enttäuscht

Vor diesem Hintergrund hätte er sich bei der Stadt Rheinberg offenere Ohren gewünscht. Lucano: "Wir können doch nichts dafür, dass der Bergbau die im Grunde ja noch fast neuen Kanäle zerstört hat und nun die Straße aufgerissen werden musste — ich habe im Stadthaus gefragt, ob zur Erleichterung der wirtschaftlichen Folgen nicht wenigstens die Umsatzsteuer-Vorauszahlungen reduziert werden könnten." Aber: "Die oberen Etagen haben sich erst gar nicht sprechen lassen — und im Steueramt hat man mir lapidar gesagt, wenn ich weniger Umsatz habe, dann müsste ich ohnehin Steuern zahlen. Da wird der Bürger wohl nicht als Kunde verstanden!"

(RP/rl)
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