Rheinberg Einblicke in eine besondere Arbeitswelt

Rheinberg · Die Caritas-Werkstatt im Rheinberger Gewerbegebiet Nordring hatte zu einem Tag der offenen Tür unter dem Motto "Erleben - Verstehen" eingeladen. Mehr als 800 Besucher wollten die Arbeit der behinderten Menschen kennenlernen.

 Marion Klarr, Mitarbeiterin der Caritas-Werkstatt, prägt Hülsen für Hydraulikschläuche. Hinter ihr steht Thomas Funke, der eine Besuchergruppe am Tag der offenen Tür durch die Werkstatt führte.

Marion Klarr, Mitarbeiterin der Caritas-Werkstatt, prägt Hülsen für Hydraulikschläuche. Hinter ihr steht Thomas Funke, der eine Besuchergruppe am Tag der offenen Tür durch die Werkstatt führte.

Foto: A. Fischer

Im Rheinberger Industriegebiet am Nordring war kaum ein freier Parkplatz zu bekommen. Grund dafür war die Einladung der Caritas-Werkstatt zu einem Tag der offenen Tür unter dem Motto "Erleben - Verstehen". Mehr als 800 Besucher wollten die Arbeit der Menschen in der Werkstatt kennenlernen oder Einsichten in Produktionsabläufe und Fertigungstechniken erhalten.

Für die 250 Beschäftigten der beiden Rheinberger Caritas-Werkstätten am Nordring war das ein ganz normaler Arbeitstag. "Das ist so gewollt, unsere Mitarbeiter sind stolz auf das, was sie leisten und möchten es den Menschen zeigen", berichtet Ulrich Schwarzbach. Berührungsängste haben sie nicht, versichert der Leiter des Sozialen Dienstes: "Die gibt es manchmal von den Besuchern, das macht aber nichts."

Die Beschäftigten ließen sich an diesem Tag aber nicht nur über die Schulter gucken, sondern gestalteten auch das musikalische Rahmenprogramm. So lud etwa der Gebärden-Chor "Fliegende Hände", der im Rahmen des Konzeptes "Unterstützte Kommunikation" entstanden ist, zum Konzert. Ulrich Schwarzbach und die 40 Angestellten laden die Bevölkerung auch deshalb alle drei Jahre zum Tag der offenen Tür ein, weil sie Vorurteile beseitigen möchten. "Wir basteln hier nicht gemeinsam herum, wie manche glauben. 98 Prozent unserer Kunden sind Industrie- und Wirtschaftsunternehmen, für die wir hochwertige Produkte herstellen."

Die Produktpalette reicht von Spachteln für den Malerbedarf über gewerbliche Seifenspender bis zu Druckluftschläuche für Baumaschinen. Damit jeder Mitarbeiter unabhängig vom Grad seiner Behinderung einen Einsatzbereich findet, werden die einzelnen Arbeitsplätze individuell gestaltet. So kommt ab der kommenden Woche ein Bereich für Menschen mit Autismus hinzu.

Stündlich lud die Caritas-Werkstatt zu einer Betriebsführung ein. Heidemarie Koch freut sich über die Abwechslung. Sie erklärte den Besuchern die Herstellung von Pumpen für Seifenspendern. Eintönig findet sie ihren Job aus immer gleichen Handgriffen nicht: "Ich mache das sehr gerne, es beruhigt mich. Außerdem wechsele ich öfter mal den Arbeitsplatz." Dann baut sie das Gehäuse zusammen oder verpackt das fertige Produkt. 980.000 dieser Spender lässt der Auftraggeber pro Jahr in Rheinberg fertigen. Aus gutem Grund: "Eine maschinelle Herstellung wäre in dieser Qualität nicht möglich", so Abteilungsleiter Karsten Pimingstorfer.

Die Maschinen und Werkzeuge für die Produktion stellen die Angestellten der Werkstatt größtenteils selber her. "Sie werden individuell auf den Einzelnen zugeschnitten, damit ist für alle Menschen die Teilhabe an der Arbeitswelt gewährleistet", erläutert Thomas Funke. In der Schreinerwerkstatt werden an diesem Tag Schilder und Schwerter gefertigt, die zum Selbstkostenpreis an Kinder abgegeben werden. Beim Blick auf die vielen Regale staunte so mancher Besucher. "Das ist die Weihnachtskrippe RUCO 22. Mit der Produktion der Krippen fangen wir schon im Januar an", erzählte Schreinerei-Leiter Willi Heuvens.

(erko)
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