Rheinberg Ein humorvoller Streifzug durch Berka

Rheinberg · Reden, Tänze und Musik: Die Büttensitzung der Rhinberkse Jonges bot einen unterhaltsamen Mix. Der charmante Prinz Thomas eroberte die Herzen. Innenstadt-Pflaster und Awo waren Themen. Und: Amplonius Rating de Berka ist zurück.

Büttensitzung der Rhinberkse Jonges
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Büttensitzung der Rhinberkse Jonges

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Foto: Armin Fischer

Geschimpft wird in Rheinberg bekanntlich immer und über alles. Aber auch viel und gerne gefeiert und gelacht. Im Karneval findet dann beides zueinander. Anders gesagt: Abgerechnet wird in der Bütt. Dann kommt auf den Tisch (oder besser gesagt auf die Bühne), was die Stammtische so in Wallung gebracht hat. So wurde in der ersten von wiederum drei Büttensitzungen der Rhinberkse Jonges in der vollen Stadthalle nicht mit Häme gespart. Aber keine Angst: Keiner der Akteure schlug unter die Gürtellinie, so dass auch die Betroffenen - insbesondere Politiker und Stadtverwaltung - herzhaft lachen konnten.

Die Rhinberkse Jonges boten in einer sechsstündigen Sitzung einen sehr unterhaltsamen Mix: starke Tanzgruppen, super Büttenreden, schöne Musik, einen wahrhaft charmanten Prinzen, angemessene Ehrungen und mit dem scheidenden Jonges-Präsidenten Clemens Geßmann und seinem Vize und wahrscheinlichen Nachfolger Wolle Rams zwei Moderatoren, die in ihren Ansagen immer die richtige Tonlage trafen. Was man nicht oft genug erwähnen kann: Alle, die auf der Bühne standen, unterhielten das Publikum, ohne einen Cent dafür zu bekommen. Hut ab dafür!

Die "Wodnods" (Swen Denzau, Wolfgang Rams, Lars Kisters, Dirk Reinaerdts und Cheese Nickenig) traten diesmal als Rheinberger Band auf und werden immer besser. Vor allem ihre Songs hatten es in sich. "Rheinberg, was ist mit deinem Pflaster?" fragten sie auf die Melodie von "Wann wird's mal wieder richtig Sommer". Und aus "Skandal um Rosi" machten sie einen Skandal um den geplatzten Awo-Neubau. Die Stadthausspitze am Ehrengäste-Tisch hörte sehr gespannt zu.

Der Münsterländer Kiepenkerl - Pastoralreferent Georg Welp von St. Peter in seiner Paraderolle - teilte weniger aus, erwies sich aber als echter Insider. Nach dem Weg gefragt, streifte er durch Orsoyer Straße und Rheinstraße und hielt mal hier, mal dort an, erinnerte in westfälischer Wortkargheit an den alten Edeka-Markt mit rostigen und klemmenden Einkaufswagen und "Klatsch und Tratsch mit Körperkontakt". Oder an die "kleine Kneipe in der Orsoyer Straße" Gardemann. Am Computer-Laden von Christian Hückels angekommen, erinnerte er an dessen verstorbenen Vater Friedhelm, den begnadeten Büttenredner. Prompt gab es einige von dessen legendären Orsoy-Witzen zum Besten. Applaus, Rakete - zu 1, zu 2, zu 3 - Rhinberkse Jonges, Helau!

Aus Millingen war Mario Heinen nach Rheinberg gekommen - diesmal als Mann in den besten Jahren auf der Suche nach einem neuen Hobby. Golfer, Hobbykoch, Chorsänger, Reiter, Radrennfahrer, Drachenflieger - was ist das richtige Hobby für die viele Freizeit? Am Ende landet der Gute hinter Schwedischen Gardinen und hat noch mehr Zeit zum Totschlagen. Spaßig!

Im Mittelpunkt der Sitzung stand immer wieder Thomas Schmengler - Prinz Thomas II. "der Charmante". Fürwahr ein Ausnahmeprinz: eloquent, wie er eingangs in seiner Rede bewies, und einer, dem die Herzen der Narren und Närrinnen nur so zufliegen. Lokalkolorit brachten auch Paul van Holt (ein in Rheinberg gelandeter Orsoyer) und Punto-Wirtin Fränzi Bröcking in ihrem Thekentratsch auf die Bühne, ebenso die Berkas. Die natürlich mit pfiffigen Liedern. Zum Schießen war der Schmierbauchtanz der "Ollen Dollen" - ein grandioses Männerballett mit Bollywood-Charme. Ausgesprochen originell der Bauarbeiter-Stangen-Tanz der "Filutschis": Jede der Damen hatte zwei stumme, an Stangen befestigte Tanzbegleiter, die erstaunlich gut synchronisiert übers Parkett fegten.

Und Dr. Peter Houcken? Der Mann büttenredet - das darf man sagen, ohne irgendjemandem zu nahe zu treten - in einer eigenen Liga. Diesmal stand er als Amplonius Rating de Berka in der feinen roten Robe des Mittelalter-Gelehrten auf dem Denkmal-Sockel. Amplonius kehrt nach Jahrhunderten zurück in seine Heimatstadt Berka und ist doch arg verwundert über Manches. Zum Beispiel über die Esskultur: Aus Pizzakartons und McDonald's-Verpackungen wird gefuttert, meistens mit bloßen Händen. "Fast wie im Mittelalter", lästert der große Gelehrte. Teil zwei der Rede war - mit viel Hintergrundwissen, noch mehr Humor und einer großen Portion freundschaftlicher Verbundenheit - dem Noch-Präsidenten gewidmet. Diese Rede kann sich Clemens Geßmann rahmen und übers Bett hängen. Weil sie einfach genial war.

Sehr erfreulich in dieser sehr gelungenen Sitzung: Das Publikum hörte konzentriert zu. Dafür eine Extra-Rakete. Rheinberg, Helau!

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