Rheinberg Ein Herz für Rheinbergs alten Stadtkern

Rheinberg · Rund 80 Bürger, nicht nur aus Rat und Verwaltung, kamen gestern Abend ins Stadthaus, um mit Experten über die Entwicklung des historischen Stadtkerns zu diskutieren. Der Bürgerdiskurs ist Teil des Gestaltungskonzeptes.

 Rheinbergs historischer Stadtkern hat viel Atmosphäre. Manche Häuser wie hier "Der weiße Rabe" taugen zum Musterbeispiel, wie alte Substanz reizvoll in die Zukunft überführt werden kann. Aber es geht um mehr als nur um Gemäuer.

Rheinbergs historischer Stadtkern hat viel Atmosphäre. Manche Häuser wie hier "Der weiße Rabe" taugen zum Musterbeispiel, wie alte Substanz reizvoll in die Zukunft überführt werden kann. Aber es geht um mehr als nur um Gemäuer.

Foto: Fischer, Armin (arfi)

Draußen der bislang schönste Abend des Sommers, drinnen im Stadthaus Nachdenken über ein Wortungetüm "Integriertes Handlungskonzept für den historischen Ortskern Rheinbergs". Auch wenn da viel für ein kühles Feierabendbier sprach - die Ideenbörse in Raum 249 entpuppte sich als Magnet. Den Rheinbergern ist eine reizvolle Innenstadt zwischen den Wallanlagen was wert. Auch wenn's zunächst nur eine gute Fußballspiel-Länge an Zeit war, die die Bürger gestern Abend investierten, um sich gedanklich mit dem Projekt Zukunft auseinanderszusetzen. Schon vorm Treffen hatte die Diskussion in den sozialen Netzwerken begonnen. Das Thema bewegt die Herzen und damit viele Köpfe.

Die Stadt hat sich die Dienste des Dortmunder Planungsbüros Schulten Stadt- und Raumplanung (SSR) gesichert, um der Bezirksregierung bis Ende des Jahres - Stichtag 1. Dezember - ein Konzept für die künftige Gestaltung des Bereiches innerhalb des Walls vorzulegen. Das ist Voraussetzung, um an die lukrativen Fördertöpfe zu gelangen. Nur so kann im chronisch klammen Rheinberg überhaupt was gehen. Dabei ist es zwingend vorgeschrieben, an dem Prozess die Bürger teilhaben zu lassen. Das schafft im Idealfall Identifikation und Lebensqualität im "Wohnquartier" City. Dabei geht's um unterschiedliche Perspektiven: Wohnen, Arbeiten, Handel, Freizeit.

Die SSR-Gutachter hatten vorgedacht und fünf Eckpfeiler einer Gesamtstrategie entwickelt, die hinterher an Stellwänden auf dem "Marktplatz" mit den Teilnehmern diskutiert wurden. Es gehe nicht um fertige Ergebnisse, so Marco Schulten, sondern um den lebendigen Diskurs über das Ziel, durch "realistische, machbare" Schritte, um ein Zentrum mit möglichst hoher Qualität zu schaffen.

Als Herzstück bezeichneten die Experten den Kernbereich mit Holz-/ und Fischmarkt, mit dem misslichen Großen Markt, inklusive Kirchenvorplatz, mit dem Alten Rathaus. Hier sehen sie ganz offensichtlich den größten Handlungsbedarf, um die Attraktivität zu steigern. "Das Herz muss pulsieren", um den Stadtkern insgesamt mit Leben zu füllen. Im Minusbereich auch die Gelderstraße, die als Einkaufsmeile deutlich mehr Profil verlange. Leitlinie: "nicht den Großen hinterherlaufen, sondern den Bestand pflegen". In Sachen Verkehr wurde bemängelt, dass zu viele Autos mitten durch die Stadt rollen. Radler und Fußgänger müssten in den Fokus rücken. Ein touristisches Plus wäre ein durchgängiger Rundweg durch die Wallanlagen mit Anbindung an Rhein und Stadtpark. Als i-Tüpfelchen präsentierten sie die Idee, das Stadtburgareal samt Pulverturm - "Urzelle der Stadt" aufzuwerten. Die rund 80 Teilnehmer ließen sich anregen. An den Markständen herrschte hinterher langes munteres Treiben. Es wurden Gedanken ausgetauscht und gesammelt. Nichts geht verloren. Das Konzept füllt sich mit Leben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort