Alpen Echte Katastrophe für Landwirte

Alpen · Der Landwirtschaftsverband fordert finanzielle Hilfen von Bund und Land.

 Unter Wasser wächst keine Zwiebel mehr: Kreislandwirt Wilhelm Neu (l.) und der Alpener Landwirt Norbert Ricken hoffen auf finanzielle Unterstützung.

Unter Wasser wächst keine Zwiebel mehr: Kreislandwirt Wilhelm Neu (l.) und der Alpener Landwirt Norbert Ricken hoffen auf finanzielle Unterstützung.

Foto: arfi

Wesel Beim Blick auf das mit Wasser bedeckte Zwiebelfeld befiel Norbert Ricken fast so etwas wie Galgenhumor. "Echte niederrheinische Seenplatte - nicht zu betreten", sagte der 53-jährige Landwirt. Der Sellerie stehe seit eineinhalb Wochen unter Wasser. 223 Milliliter Regen, das sei einfach zu viel: "Wenn das Wasser weg ist, ist der Boden zugeschwemmt. Und wo die Seen entstanden sind, gehen die Pflanzen kaputt."

Bei der Zusammenkunft auf dem Hof in der Bönninghardt schilderte Ricken Landwirten, Kommunalpolitikern und Kammervertretern seine dramatische Lage. "Drei Viertel der 25 Hektar Zwiebelfläche sind durch Erosion und Hartregen zerstört." Auf 30 Hektar Kartoffelfläche gebe es gut 35 Prozent Totalausfall. Und zu den 15 Hektar Mais "weiß keiner, was uns erwartet". Für eine Neusaat sei es zu spät, und dafür werde man kaum das Geld zusammenkriegen. "Dem Bauern werden ja bei der Geburt Steine auf den Bauch gelegt, damit er stöhnt", habe es immer geheißen. "Das ist heute kein Stöhnen mehr, weil es existenzbedrohend ist."

Entsprechend drastisch äußerte sich der stellvertretende Präsident des Rheinischen Landwirtschaftsverbandes und Kreislandwirt Wilhelm Neu. "Wir sind hier, weil uns das Wasser bis zum Hals steht. Allein im Kreis Wesel sind auf 4500 Hektar Schäden von geschätzten vier Millionen Euro entstanden", sagte Neu. "Die Schäden sind viel zu hoch, als dass die Landwirte sie alleine tragen könnten." Neus Forderung: "Wir brauchen einen Nothilfefonds, wie er im Jahr 2013 auch in Rheinland-Pfalz aufgelegt worden war." Es gehe hier um Existenzen, da wolle man in den nächsten Tagen das Gespräch mit dem zuständigen Ministerium suchen.

Man müsse zudem endlich die Reduzierung des Flächenverbrauchs ernst nehmen, damit Unwetter in Zukunft nicht so starke Überschwemmungen nach sich ziehen.

Als ideologisch kritisierte er Äußerungen von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks, die den massiven Maisanbau der Landwirte mit für die Situation verantwortlich gemacht habe.

Der stellvertretende Alpener Bürgermeister Thomas Janßen bekundete seine Solidarität: "Die Politik muss helfen." Allein in Sonsbeck seien 45 Landwirte betroffen, davon 25 stark und existenzbedrohend, ergänzte der Sonsbecker Landwirt Heinz-Josef Hensen, der für einen Katastrophenfonds wie in Bayern warb.

Martin Hannen vom NRW-Umweltministerium war da vorsichtig: Die Landesregierung prüfe bei den Landwirten noch Fälle besonderer Betroffenheit. Die starke lokale Betroffenheit und der einzelnen Höfe müsse nach den Worten von Franz Josef Storck von der Landwirtschaftskammer berücksichtigt werden.

(RP)
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