Rheinberg Dynamisch, mutig, verrückt

Rheinberg · Local Heroes: 14 Kreative aus Rheinberg verwandelten eine Werkhalle bei Solvay in eine "Kunstwerkstatt". Solvay-Mitarbeiter schufen nach Vorlagen eine großformatige Skulptur. Auch Besucher durften aktiv werden.

Mit elegantem Schwung schnellt der "Rheinspringer" in die Höhe, stößt sich vom imaginären Ufer ab und erstarrt im Abtauchen zur stählernen Plastik. Aus einfachem Draht haben Ernst Barten und Ludger Jackowiak das Modell ihrer Skulptur entworfen. Nach der Vorlage der beiden Rheinberger Künstler fertigten Mitarbeiter des Solvay-Werkes eine fünf Meter hohe Stahlskulptur. Diese wurde jetzt im Rahmen der Local-Heroes-Aktion "Kunstwerkstatt Solvay" feierlich enthüllt.

Geschenk an die Stadt

"Der kreative Impuls zur Teilnahme an dieser Aktion kam von unseren Mitarbeitern", sagte Werksleiter Dr. Richard Rösler. Der "Rheinspringer" verkörpere Dynamik und Innovationskraft. "Das passt zu Solvay und zu Rheinberg", so Rösler. "Wir wollten eine spannende Form finden, die Dynamik und Mut ausdrückt und auch ein bisschen verrückt ist", kommentierten die Künstler ihr Werk, das im Solvay-Umfeld aufgestellt werden soll. Ein zweiter, etwas kleinerer "Rheinspringer" geht als Geschenk an die Stadt Rheinberg.

Insgesamt vierzehn Rheinberger Künstlerinnen und Künstler beteiligten sich an der "Kunstwerkstatt" in der 1930 erbauten Werkhalle. Der 4,50 Meter hohe "Maschinenreiter" von Alexander Lehmann stand dem "Rheinspringer" mit seiner imposanten Größe in nichts nach. Der mit Helm, Panzer und Mantel gerüstete Riese aus Holzbalken und alten Maschinenteilen ritt auf einem Steckenpferd, das auch als gewaltiger Hammer gedeutet werden konnte, der auf einen Amboss niedersaust. "Die Skulptur habe ich mir für diese hohe Halle ausgedacht", sagte Lehmann, der als Chemiefacharbeiter bei Solvay beschäftigt ist. Da der Ossenberger zu Hause keinen Platz für den Giganten hat, hofft er auf einen Interessenten mit großem Grundstück.

Ideales Ambiente

Kirsten "Kiki" Dietz verarbeitete Roststücke in einem großen abstrakten Gemälde. "Mein eigentliches Thema sind weibliche Figuren in der männlichen Werkstatt", sagte die Künstlerin. "Das Ambiente ist einfach ideal. Hier eine Ausstellung zu machen, war eine tolle Idee", fand Eva-Maria Ritt, die sich mit ihren selbst genähten historischen Kleidern in der alten Werkshalle bestens aufgehoben fühlte. Der rustikale Charme des Industriegebäudes mit seinen Maschinen, Werkbänken und Spinden bot einen spannenden Kontrast zu großen und kleinen Plastiken, Gemälden, Collagen und Fotografien.Viele Arbeiten entstanden noch während der Ausstellung vor Ort. Auch Rohstoffe wie Salz oder Kohle, wie sie Solvay in der Produktion einsetzt, wurden zu Teilen von Kunstwerken. Beim Malen und Spachteln mit Acrylfarbe, Biegen von kleinen "Rheinspringern" aus Draht und der Herstellung von Amuletten mit dem Elektroschreiber konnten Besucher auch selbst aktiv werden.

(RP)
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