Rheinberg Durchtrainierte Routiniers in bester Spiellaune

Rheinberg · Das Bläserensemble Prisma gastierte aus Einladung der Musikalischen Gesellschaft in der Rheinberger Stadthalle.

 Die Musiker des Bläserensembles Prisma.

Die Musiker des Bläserensembles Prisma.

Foto: Herbert Mertens

Wenn gleich zwei Musiker eines Oktetts wegen Krankheit ausfallen und kurzfristig für Ersatz gesorgt werden muss, ist das Lampenfieber vor einem Konzert besonders groß. Das Bläserensemble "Prisma" spielte in der Stadthalle mit einer neuen ersten Klarinettenbesetzung (Andreas Lipp) und mit Fabian Kunkel als Ersatz-Fagottisten. Bereits nach den ersten Tönen erwiesen sich Ouvertüre und Auszüge aus dem ersten Akt der Oper "Don Giovanni" von Mozart in einer Bearbeitung von Josef Triebensee als ausgesprochen kurzweilig. Saftige Klangintensität und mitreißender Elan machten den Reiz dieser auf Harmonie gesetzten bläserischen Exkursion durch die Welt des Weiberhelden aus. Triebensee erhob nicht den Anspruch, alle dramatischen Aspekte der Oper zum Klingen zu bringen.

Doch man spürte im kammermusikalischen Kleid, im schönen Klang der "Harmonie" den dramatischen Hintergrund. An den Bläserpulten standen in perfekter, virtuoser Spiellaune durchtrainierte Routiniers, farblich sensibel abschattierende Oboen (Seung Eun Lee und Vera-Isabel Volz) und Klarinetten (Andreas Lipp, Fabina Hause), bravourös ihre Soli blasende Hörner (Uwe Tessmann, Adam Lewis) und tüchtige Fagotte (Fabian Kunkel, Felicia Dietrich), die gelenkig die Register ziehen. Dass jede Instrumentengattung in doppelter Besetzung auftrat, unterstrich Qualität. Klangschöne bläserische Entfaltung charakterisierten die "Serenade Es-Dur KV 375" von Mozart. Mit ihrem homogenen Spiel zeigte das Ensemble, was es heißt, auf höchstem Niveau zu musizieren.

Sie waren unerhört flexibel in Tongebung und Dynamik, gestalteten die einzelnen Abschnitte schwungvoll mit viel Spielfreude und ließen die unterschiedlichen Bläserklänge mit kultiviertem Ton leuchtend aufblühen. Ihre dichte Interpretation bestach durch tänzerische Leichtigkeit. Die kontrastierenden Klanggruppen von Oboen und Fagotten, Hörnern und Klarinetten wurden akkurat herausgearbeitet. Die von Andreas N. Tarkmann bearbeitete Harmoniemusik zu Bedøich Smetanas Oper "Die verkaufte Braut" eröffnete neue Hörperspektiven. Mit schmissigen Passagen verliert der Komponist dennoch nie die "Kontenance" und macht immer wieder unmissverständlich deutlich, dass sich der Hörer in einem volkstümlich angehauchten Schwank befindet. Mit einem untrüglichen Gespür für musikdramatische Zusammenhänge verblüffte das Ensemble mit sprungschneller dramatischer Wendigkeit, mit Bedacht auf Durchsichtigkeit und Klarheit der Linien.

(USP)
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