Düsseldorf/Niederrhein Asylbewerber Kopf von Paketboten-Bande

Düsseldorf/Niederrhein · Die Polizei Düsseldorf hat eine Paketboten-Bande gefasst, die für mindestens 46 Einbrüche im Rheinland verantwortlich sein soll. Der Haupttäter ist ein 41 Jahre alter Asylbewerber vom Balkan. Der betroffene Paketzusteller ist entsetzt.

Düsseldorf: Das ist die Beute der Einbrecherbande
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Foto: Polizei

Die Vorgehensweise war fast immer gleich, mit der die vierköpfige Einbrecherbande im Rheinland innerhalb kürzester Zeit rund 90.000 Euro Beute machten. Sie stiegen in den Abendstunden durch den Keller ein, hebelten Türen und Fenster mit Spezialwerkzeugen aus. Bevorzugt wählten sie für ihre Taten freistehende Einfamilienhäuser aus. Die Anwohner waren in der Regel immer zuhause, bekamen aber von den Kriminellen in ihren vier Wänden nichts mit.

Zu den Tatorten fuhren die Kriminellen in Fahrzeugen eines großen deutschen Paketzustellers. In den Wagen verstauten sie auch die gestohlenen Wertgegenstände wie Smartphones, Schmuck und Uhren. Zudem besteht der Verdacht, dass die vermeintlichen Paketzusteller vorher auch die Tatorte ausspioniert haben. Die Polizei spricht in dem Zusammenhang von einer völlig neuen Masche. "Das mit den Paketzustellern ist mir noch nie zuvor untergekommen", sagte der Leiter der Ermittlungskommission "Luna", Rainer Reinhardt vom zuständigen Polizeipräsidium Düsseldorf.

Nach mehrwöchiger Ermittlungsarbeit konnte ein mobiles Einsatzkommando (MEK) die Bandenmitglieder am vergangenen Mittwoch festnehmen. Die Polizei rechnet ihnen mindestens 46 Taten zu. Allein siebenmal schlugen die Kriminellen in Neuss zu, mindestens zweimal in Düsseldorf. Die anderen Taten verteilen sich auf Städte am gesamten Niederrhein — unter anderem in Kerken, Rheinberg und Wesel. "Die meisten davon haben sie in den vergangenen zwei Monaten begangen", so der ermittelnde Staatsanwalt Alexander Dierselhuis, zuständig für Delikte der organisierten Kriminalität.

Zwei Festnahmen erfolgten in Moers. Bei dem Haupttäter handelt es sich laut Polizei um einen 41 Jahre alten Asylbewerber vom Balkan, der seit dem 14. November 2014 in einer Asylunterkunft in Moers gemeldet ist. Die anderen drei Männer (32, 26 und 24 Jahre) stammen ebenfalls vom Balkan.

Einbrüche in NRW 2014 – Daten und Fakten
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Foto: Ferl

Zwei Mitglieder der Bande sollen für einen Paketdienst gearbeitet haben. "Der Kopf der Bande hat sie wohl angesprochen und gefragt, ob sie bei der Sache mitmachen wollen", so der Ermittlungsleiter. Drei der Männer sitzen wegen des Verdachts des schweren Bandendiebstahls in Untersuchungshaft. Ihnen drohen bis zu zehn Jahre Haft. Sie legten Teilgeständnisse ab.

Auf die Spur kamen die Ermittler den Kriminellen durch ein gestohlenes Handy, das zwei Verdächtige bei sich hatten, als sie bei einem Ladendiebstahl erwischt wurden. Das Telefon war zuvor in Düsseldorf gestohlen worden.

Die Ermittlungen der Polizei richten sich allein gegen diese Personen und etwaige Mittäter, nicht aber gegen das Unternehmen. Der betroffene Paketdienst sagte, man sei entsetzt darüber, dass die beschuldigten Zusteller ihre Marke und die Tätigkeit für das Unternehmen in krimineller Weise grob missbraucht hätten. Das Unternehmen sei an einer zügigen und lückenlosen Aufklärung der Vorgänge sehr interessiert und strebt eine sehr enge Zusammenarbeit mit der Staatsanwaltschaft an, teilte ein Sprecher mit. Man wolle auch selbst interne Ermittlungen einleiten und prüft die Einleitung rechtlicher Schritte.

(csh)
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