Rheinberg Die Pietätlosigkeit schmerzt

Rheinberg · Gestern hatten die Geschädigten eines Beutezugs auf dem Budberger Friedhof die Gelegenheit, gestohlenen Grabschmuck bei der Polizei zu identifizieren und zurück zu bekommen. Ein Rumäne war am 9. Juli gefasst worden.

 Der gestohlene Grabschmuck konnte gestern in der Rheinberger Polizeiwache identifiziert und abgeholt werden. Von links: Heinz Gehnen, Werner Speckamp, Renate Bouffleur, Uwe Hribsek und Ursula Leenders.

Der gestohlene Grabschmuck konnte gestern in der Rheinberger Polizeiwache identifiziert und abgeholt werden. Von links: Heinz Gehnen, Werner Speckamp, Renate Bouffleur, Uwe Hribsek und Ursula Leenders.

Foto: Armin Fischer

Metallene Grablampen und Vasen reihen sich dicht an dicht. Geschmiedete Grabverzierungen in Blumen- Ähren- oder Herzform liegen ausgebreitet daneben. Nicht einmal vor Grabsteininschriften machte der dreiste Dieb halt, der in der Nacht zum 9. Juli auf dem Budberger Friedhof wütete und von der Polizei noch vor Ort gefasst werden konnte (die RP berichtete).

Am Tatort sichergestellt

Einen Teil der Beute konnten die Beamten am Tatort sicherstellen. Jetzt sucht die Polizei die Besitzer des geraubten Grabzubehörs. Gestern hatten Geschädigte die Möglichkeit, die Gegenstände auf der Polizeiwache am Kirchplatz zu besichtigen. Diejenigen, die fündig wurden, durften ihr Eigentum nach Aufnahme der Personalien sofort mitnehmen.

Der Schrecken sitzt noch tief bei Werner und Charlotte Gniffke. Als das Ehepaar von dem Diebstahl erfuhr, sah es sofort nach dem Rechten. Mit Entsetzen stellte Werner Gniffke fest, dass auf dem Grab seiner Eltern eine Grablampe und die dazugehörige Vase fehlte. "400 Mark haben die damals gekostet", berichtet der Budberger. Doch viel mehr als der materielle Verlust, schmerzte die Pietätlosigkeit, mit der der Täter zu Werke ging. "Die sollen doch die Toten in Ruhe lassen", sagt Werner Gniffke im RP-Gespräch.

Den verlorenen Grabschmuck konnten er und seine Frau gestern glücklich wieder in Empfang nehmen. Doch das gilt nicht für alle entwendeten Stücke. "Leider konnten wir nur einen Teil der Beute sicherstellen", bedauert Polizeihauptkommissar Wilhelm Giesen. In den acht Jahren, die er als Leiter der Polizeiwache in Rheinberg tätig ist, hat er einen vergleichbaren Fall noch nicht erlebt. "Das Schlimme an dieser Geschichte ist nicht der Diebstahl an sich, sondern das Diebesgut", so Giesen.

Der Fall könne durchaus mit einem Wohnungseinbruch verglichen werden, bei dem Familienschmuck entwendet wird. Die Betroffenheit der Angehörigen sei groß und der ideelle Wert kaum wieder zu beschaffen. "So ein Diebstahl passiert in erster Linie, weil der Metallwert so hoch ist", erklärt der Polizeibeamte.

War der Täter allein unterwegs?

Der Preis für ein Kilo Kupfer liege derzeit bei etwa 13 Euro. Die Polizei vermutet, dass der Täter, ein 19-jähriger Rumäne, nicht alleine auf Diebestour war. Von seinen Komplizen fehlt bislang jede Spur, ebenso von dem restlichen Grabschmuck.

(krsa)
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