Gesundheit in Alpen Physio-Patienten werden immer jünger

Alpen · Andrea Seuß hat sich vor 25 Jahren als Physiotherapeutin in Alpen selbstständig gemacht. Seither ist es für ihre Praxis immer aufwärts gegangen. Doch die Corona-Krise war ein Einbruch, von der sich das Unternehmen allmählich erholt.

 Erfolgreiche Unternehmerin: Andrea Seuss (50) führt ihre Praxis in Alpen inzwischen seit 25 Jahren. Prävention wird immer wichtiger.

Erfolgreiche Unternehmerin: Andrea Seuss (50) führt ihre Praxis in Alpen inzwischen seit 25 Jahren. Prävention wird immer wichtiger.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Als Andrea Seuß 1995 im Alter von gerade mal 25 Jahren die Physiotherapie-Praxis ihrer damaligen Chefin Ursula Krieger übernommen hatte, ahnte sie noch nichts davon, dass das der Beginn einer wunderbaren Geschichte war. Inzwischen hat sie ein zwölfköpfiges Team an ihrer Seite und einen Stammkundenanteil von mehr als 50 Prozent.

Um orthopädischen und chirurgischen Behandlungen vorzubeugen, gewinnt bei immer mehr Patienten die Prävention an Bedeutung. „Die Menschen möchten im Alter gesund bleiben und häufig auch die Menge ihrer Medikamente reduzieren“, erklärt Andrea Seuß, die in diesem Monat ihr Praxisjubiläum feiert.

Knie, Rücken und  Hüfte sind nach wie vor die Körperpartien, die die meisten Patienten in ihre Praxis kommen lassen. Grund für Beschwerden ist in den meisten Fällen eine überwiegend sitzende oder stehende Tätigkeit. „Immer nur sitzen oder immer nur stehen ist falsch. Wer zum Beispiel beruflich viel sitzen muss, sollte zumindest darauf achten, seine Sitzposition immer wieder mal zu verändern“, rät Andrea Seuß, die vor kurzem ihren 50. Geburtstag gefeiert hat.

Eine Veränderung macht die Physiotherapeutin in der Altersstruktur aus: „Wir spüren natürlich den demografischen Wandel, die Altersgruppe der 50- bis 60-Jährigen ist am häufigsten vertreten. Aber inzwischen kommen immer mehr Kinder, die aufgrund von Haltungsstörungen oder motorischen Problemen behandelt werden müssen.“ Hinzu kommen zunehmend auch mehr junge Menschen, weil Belastungen im Beruf größer werden und das nicht das Folgen bleibt.

In den zurück liegenden 25 Jahren ging es für die Praxis immer nur bergauf, auch wenn sich im Laufe der Jahre zwei weitere Physiotherapeuten im Ortskern niedergelassen haben. Die erste Krise traf die Praxis an der Lindenallee, wie viele andere Gewerbe auch, in diesem Frühjahr. Corona stoppte die Aufwärtskurve.

Wirklich rechnen konnte die Unternehmerin damit nicht: „Weil wir als systemrelevant gelten, durften wir die Praxis unter den üblichen Auflagen weiter geöffnet halten. Aber viele unserer Kunden sind über 60 Jahre alt, die hatten Angst. Mit dem Lockdown kamen die Absagen.“ Rund die Hälfte der üblichen Einnahmen brach mit einem Schlag weg. Mithilfe von Fördermitteln konnte Seuß das Tal meistern, zumal die Krise für ihren Betrieb nicht so lange andauerte. „Als die Osterferien vorbei waren, entspannte sich die Lage. Im Mai war die Kundenfrequenz wieder völlig normal“, erinnert sich Seuß.

Obwohl die Praxis von Montag bis Donnerstag bis 20 Uhr  geöffnet hat, müssen Patienten manchmal bis zu sechs Wochen auf einen Termin warten. Seuß: „Hier arbeiten drei Therapeuten gleichzeitig, dazu haben wir Räume für Rotlicht oder Fango. Mehr geht einfach nicht.“ Sie  hofft, dass ihr Team gesund bleibt. Ersatz ist schwer anzuwerben.

 Andrea Seuss führt inzwischen ein zwölköpfiges Team. Drei Therapeuten arbeiten zeitgleich. Trotzdem muss man manchmal lange auf einen Termin warten. Und: Die Patienten werden immer jünger.

Andrea Seuss führt inzwischen ein zwölköpfiges Team. Drei Therapeuten arbeiten zeitgleich. Trotzdem muss man manchmal lange auf einen Termin warten. Und: Die Patienten werden immer jünger.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

„Ich habe schon mal zwei Jahre gebraucht, bis ich jemanden bekommen habe“, erzählt die Unternehmerin.  Physiotherapeuten seien auf dem Arbeitsmarkt sehr begehrt. Das liege auch daran, dass die Ausbildung in den meisten Fällen selbst bezahlt werden müsse und es keine Ausbildungsvergütung gebe, bedauert Andrea Seuß. Für die Zukunft wünscht sie sich, dass die Pandemie möglichst bald vorbei ist und sie und ihr Praxisteam vor allem gesund bleiben.

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