Rheinberg Die MAP-Macher - Helden für Rheinberg

Rheinberg · Ende August findet das Festival mit Live-Musik, Streetart und Poetry Slam bereits zum 19. Mal statt. Die Veranstalter arbeiten ausnahmslos ehrenamtlich und können sich ein Leben ohne das MAP gar nicht mehr vorstellen.

 Die MAP-Macher: (v.l.) Markus Spangenberg, Thorsten Webers, Johannes Nepicks, Manuel Kutz, Lara Jackowiak, Marco Kutz, Philipp Rott und Heiko Dürr.

Die MAP-Macher: (v.l.) Markus Spangenberg, Thorsten Webers, Johannes Nepicks, Manuel Kutz, Lara Jackowiak, Marco Kutz, Philipp Rott und Heiko Dürr.

Foto: OO

Die Geschichte des MAP-Festivals fängt nicht mit A, sondern mit Z an - Z wie Zauberlehrling. So heißt die Band, die sich im Jahr 2000 aus Musikern verschiedener Rheinberger Bands formiert hat. Es wurde eine Bigband, für die es keine geeignete Bühne gab. Deshalb erfand Matthias "Möppi" Goebel damals mit einigen Freuden das MAP-Festival. MAP steht für "Music Art Project". Ein Projekt für Musik und Kunst. "Es ging damals auch um die Idee, den Großen Markt zu beleben", erinnert sich Philipp Rott, MAP-Mann der ersten Stunde, Sänger der Zauberlehrlinge und seit Gründung des MAP-Vereins auch dessen Vorsitzender.

Was vor 18 Jahren als spleenige Idee junger Hobby-Musiker begonnen hat, ist heute in der Stadt eine Institution. Rheinberg ohne MAP? Undenkbar. Rheinberger - man könnte fast sagen von sieben bis 70 Jahren - halten sich die Termine Ende August frei. "Das MAP gehört auch bei uns einfach zum Leben dazu - so wie Ostern oder Weihnachten", erzählt Mit-Organisator Manuel Kutz. "Das plant man einfach immer mit ein." Und Heiko Dürr, mit 50 Jahren der Senior im MAP-Kreis und wie Rott von Beginn an eingebunden, sagt: "Unsere Kinder sind mit dem MAP aufgewachsen. Sie können sich gar nicht vorstellen, dass es das Festival mal nicht gab oder irgendwann mal nicht mehr geben wird."

Das MAP hat sich oft verändert. Bis 2013 fand es auf dem Großen Markt statt, das Freitagsprogramm lief im Pfarrgarten, sonntags rundete viele Jahre lang ein Jazz-Programm an der Stadthalle das Festival ab. Seit 2014 wird freitags und samstags auf dem Freigelände am Pulverturm gerockt. Zudem hat sich die Artlon-Kunst als festes Standbein etabliert, ebenso der Poetry-Slam-Abend, der inzwischen im Amplonius-Gymnasium ein geeignetes Umfeld gefunden hat.

Ein paar Dinge haben sich allerdings nie geändert: "Umsonst und draußen, und nicht größer werden als es ist - das ist der Ur-Charakter des Festivals, und der bleibt", unterstreicht Manuel Kutz. Auch er ist Sänger der Zauberlehrlinge. Diese Band ist eng mit dem Festival verknüpft, war sie doch bei allen MAP-Festivals der Headliner am Samstagabend. Das wird auch in diesem Jahr so sein. Fans sagen: Am MAP-Samstag kann es regnen oder schneien. Auf jeden Fall spielen die Zauberlehrlinge, und es kommen immer mindestens 2000 Leute. 19 Festivals, immer dieselbe Band als Top-Act - das dürfte abgesehen vom Werner-Rennen mit "Torfrock" nahezu einmalig sein.

Die Festivalmacher sind zwischen 20 und 50 Jahre alt, sind im richtigen Leben Lehrer, Studenten, Sozialpädagogen, Unternehmer oder IT-Spezialisten. Wenn es um das MAP geht, sind sie alle gleich. Verrückte im positiven Sinne, die sich, übers Jahr gesehen, die Hacken abrennen, um alles geregelt zu kriegen. Und dafür keinen Cent sehen. MAP-Macher, das ist Ehrensache, schuften mit Freude und Energie für Ehre und Rheinberg. Echte Helden. "Man wundert sich manchmal, wer einen in der Stadt alles auf das Festival anspricht", sagt "Finanzminister" Thorster Webers.

Diese Haltung hat sich auch auf die Bands übertragen. "Wir haben mittlerweile ein Budget von 30.000 Euro", sagt Heiko Dürr. "Aber für die Bands, die bei uns spielen, geben wir nur 1000 Euro aus. Sie spielen meistens für Spritgeld oder ganz umsonst." Ähnlich gering sind die Kosten für die renommierten Street-Art-Künstler, die Jahr für Jahr aus Spanien und Bulgarien nach Rheinberg kommen. Auch sie verlangen nicht mehr als An- und Abreise, Unterkunft und Verpflegung.

Seit MAP am Pulverturm stattfinde, sei vieles leichter geworden, sagt Philipp Rott. "Seitdem läuft alles strukturierter, geordneter. Früher hatten wir oft das Gefühl, die Prügelknaben für alles und jeden zu sein." Marco Kutz, der sich wie sein Bruder Manuel um das Artlon kümmert, ergänzt: "Heute haben wir unser eigenes Gelände, dadurch ist der Druck weg." Und Heiko Dürr konstatiert: "Wir haben inzwischen ein ganz anderes Standing als früher. Wir sind keine Nobodys mehr, man nimmt uns und das Festival ernst und ist uns gut gesonnen."

Das MAP-Team versucht, ein offener Kreis zu bleiben. "Wir werden älter und dürfen nicht versäumen, jüngere Leute rechtzeitig mit einzubinden. Wir müssen sie gezielt ansprechen, von allein kommt keiner", sagt Thorsten Webers. Bei Lara Jackowiak (20) und Johannes Nepicks (28) ist das gelungen. Sie sind drin im Team und arbeiten für den Poetry-Slam-Bereich. "Für mich war es leicht, als Jüngere hier reinzukommen und mitzuarbeiten. Das war kein Problem", erzählt Lara, die selbst Poetry-Slammerin ist.

Vom 21. bis zum 25. August findet das 19. MAP-Festival statt. "Das Programm steht", sagen die Veranstalter. Routine? Einerseits ja, so die Beteiligten. Weil viele Handgriffe einfach sitzen. "Aber das MAP-Gefühl ist immer noch genau das gleiche wie vor 18 Jahren", versichert Philipp Rott. "Du kommst am Freitag von der Arbeit, bist den ganzen Tag schon unruhig gewesen, setzt einen Schritt aufs Festivalgelände und denkst: Jetzt geht es wieder los. Das ist einfach nur geil."

(up)
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