Alpen Die Konferenz der Jugend überwindet Mauern

Alpen · Am Einheitsfeiertag trafen sich junge evangelische Christen aus Alpen, Rheurdt, Kamp-Lintfort, Moers und Duisburg.

 An der Christuskirche in Rheinhausen errichteten Jugendliche aus dem Kirchenkreis Moers eine Einheits-Mauer.

An der Christuskirche in Rheinhausen errichteten Jugendliche aus dem Kirchenkreis Moers eine Einheits-Mauer.

Foto: Kirchenkreis

Am 3. Oktober, Tag der Deutschen Einheit, haben sich evangelische Jugendliche in Rheinhausen auf besondere Weise mit dem Thema "Mauer" auseinandergesetzt. Sie ergründeten die Facetten eines solchen Baus, indem sie selbst eine errichteten. Doch anders als das grässliche Vorbild, das Menschen in Ost- und Westberlin voneinander trennte, diente dieser Wall am Gemeindedezentrum der Ev. Christuskirche in Rheinhausen dazu, Trennung zu überwinden.

"Wir erleben derzeit ein Erstarken rechter Politik, die auf Ausgrenzung abzielt", sagt Torsten Kapturek, Jugendreferent im Kirchenkreis Moers. "Wir wollten mit den Jugendlichen aus den unterschiedlichen Gemeinden reflektieren, was das bedeutet. Aber es geht auch um Mauern, die Menschen durch ihre Probleme um sich selbst ziehen, um sich trügerisch zu schützen, letztlich aber abschotten."

Deshalb gab es Arbeitsgruppen, die das Thema aus verschiedenen Blickwinkeln betrachteten. Steine wurden gestaltet und für den Bau verwendet. Zu sehen waren ein farbiger Handabdruck und ein gemalter Name, der den genormten Yton-Blöcken Individualität verlieh.

Ein anderer Stein trug die Aussage "Rassismus. Nein Danke!". Eine weitere Gruppe fotografierte per Smartphone Mauern in Rheinhausen, schickte die Fotos mit Kommentaren an die anderen, die die Fotos ihrerseits kommentierten und zu ganz anderen Schlussfolgerungen kamen. "Toleranz, die Vielfalt der Meinungen zu hören und abzuwägen, das als Wert zu erkennen, war unser Ziel", so Kapturek.

In einem erlebnispädagogischen Teil versuchten die Jugendlichen Mauern zu überwinden. Manche Überlegungen waren zum Scheitern verurteilt. Als oft aussichtsreich zeigten sich hingegen Versuche, die Hilfe und Solidarität der anderen zuließen. Weitere Gruppen tauchten die Wände der Christuskirche in magisches Licht und vernebelten sie bis zur Unkenntlichkeit. Eine Gruppe interpretierte innere Mauern mit gezeichneten Selbstporträts. Abends fassten die Heranwachsenden ihre Erkenntnisse zusammen, ehe sie gemeinsam aßen und anschließend eine Abschlussandacht feierten.

"Es war ein schöner und wichtiger Tag, der sich ja sogar in der Rede des Bundespräsidenten widerspiegelt, der davon gesprochen hat, dass die große Mauer im Land zwar verschwunden sei, weniger unsichtbare Mauern jedoch entstanden seien", sagt Kapturek. "Wir haben alle viel voneinander gelernt."

Die Mauer wird noch einige Zeit gegenüber der Christuskirche stehenbleiben. "Sie hat auch ein bisschen die Funktion einer Klagemauer: In ihre Fugen und Löcher konnten Zettel mit eigenen Gedanken, Wünschen und Sorgen gesteckt werden", erklärt Thomas Haß, Jugendleiter aus Alpen, der den Mauerbautrupp begleitete.

Es war die mittlerweile 34. "Konferenz der evangelischen Jugend im Kirchenkreis Moers (KEJM), die jedes Jahr zu verschiedenen Themen tagt und diese kreativ umsetzt.

(RP)
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