Rheinberg Die Kombination macht’s

Rheinberg · stadthaus-geburtstag Bevor die „gute Stube“ gebaut und 1981 ihrer Bestimmung übergeben wurde, gab es jahrelang heftige Diskussionen. Heute kann man sich kaum noch vorstellen, dass es mal ein Rheinberg ohne das markante Gebäude gegeben hat.

Rheinberg ohne sein Stadthaus? Ja, auch das hat es gegeben – auch wenn das vor allem für Neubürger kaum vorstellbar ist. So gut passt das vor 25 Jahren eingeweihte Haus in die Stadt. So gut findet man sich in den Verwaltungsräumen zurecht. Und so reibungslos geht hier die Arbeit über die Bühne in dem Haus, dessen „Silberjubiläum“ vom 2. bis zum 10. September mit einer Festwoche gefeiert wird.

Zwiespalt der Parteien

Dabei war das Projekt „neues Rathaus“ von Anfang an geprägt vom Zwiespalt der Parteien. Der Standort – seit 1970 heiß diskutiert, lange umstritten. Da war eine Mehrfachnutzung des Schulzentrums im Gespräch, es wurden Baupläne für eine Ecke am Stadtpark geschmiedet und sogar der Einzug ins leer stehende Verwaltungshochhaus der Textilfabrik Reichel wurde diskutiert.

Professor Gottfried Böhm, ein Architekt der ersten Garnitur, schuf dann ab September 1978 in drei Jahren mitten in der alten Stadt eine Lösung, die allen gefällt. Zum einen, was die Gestaltung angeht: kleingliedrig und abwechslungsreich durchgestaltet. Dabei wurde nicht „alt für neu“ verkauft, wiewohl alte und neue Stilelemente zu einem überzeugenden Ganzen verschmelzen.

Die Stadthalle gleich mit drin

Was vor allem Bürger wie Fachwelt gleichermaßen begeisterte, war die Kombination der Verwaltungsbereiche mit der Stadthalle als Prunkstück des Projektes: Mit Platz für 700 Besucher und funktionell angegliederter Gastronomie. Mit einem eindrucksvollen Foyer und einem speziellen Trauzimmer, in dem das erste Paar schon am Tage vor der offiziellen Einweihung des Stadthauses den Bund fürs Leben schloss.

Dieses Eröffnungsfest – es tauchte die Rheinberger dann in ein Wechselbad der Gefühle. Regierungspräsident Dr. Joachim Rohde hatte in dieses alles andere als alltägliche Haus eine ebenso ungewöhnliche Festrede mitgebracht. Darin lobte er den Bau – und stellte zugleich seine Notwendigkeit in Frage. Wenn sie schon bauen mussten – warum sei das Gebäude so groß ausgefallen, fragte der Mann aus der Landeshauptstadt die Rheinberger und ob sie die wirtschaftlichen Folgen ausreichend bedacht hätten. Töne, die in der Festgesellschaft verständlicherweise sauer aufstießen: überflüssig, taktlos, unangemessen fanden die Rheinberger Rohdes Worte.

Die gehörten allerdings ohnehin zu den Teilen der Stadthaus-Einweihung und dem damit verbundenen Bürgerfest, die am schnellsten aus der Erinnerung verschwunden waren.

Nachhaltiger war da schon das Projekt, das die Rheinberger mit diesem festlichen Tag verknüpften: die Sammlung für ein SOS-Kinderdorf in Tela / Honduras, die auch in den folgenden Jahren fortgesetzt wurde und in Mittelamerika so dankbar aufgenommen wurde, dass das neue Dorf auf den Namen „Rheinberg“ getauft wurde.

(RP)
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