Alpen Die Germanen haben in Alpen gesiedelt

Alpen · Funde im Baugebiet Ost sind Spuren des Stammes der Kugerner. Archäologen wollen Umstände eines Aufstands klären.

 Anna Marschner von der Grabungsfirma Archbau legt hier vor Ort eine maßstabsgetreue Handzeichnung eines archäologischen Befundes auf der Grabung Alpen-Ost an.

Anna Marschner von der Grabungsfirma Archbau legt hier vor Ort eine maßstabsgetreue Handzeichnung eines archäologischen Befundes auf der Grabung Alpen-Ost an.

Foto: Dirk Herdemerten

Für die Archäologen ist der Fund im Baugebiet Alpen-Ost eine echte Überraschung: "Diese Siedlung war bislang gar nicht bekannt", sagt Dirk Herdemerten, Archäologe bei der von der Gemeinde Alpen beauftragten Grabungsfirma Archbau. Für die Gemeinde sind die Relikte des germanischen Stammes der Kugerner - also nicht der Römer - im Bereich der Erschließungsstraße eine Überraschung, die kostet.

Ulrich Geilmann, Fachbereichsleiter Bauen und Planen, rechnet damit, dass die weitere Untersuchung der Baufelder mit einem knapp sechsstelligen Betrag zu Buche schlagen wird. "Das ist natürlich ein Kostenfaktor, der nun in die Haushaltsplanberatungen eingestellt werden muss", so Geilmann weiter. Dass sich damit die Baugrundstücke merklich verteuern werden, glaubt er nicht. Das werde sich im überschaubaren Rahmen bewegen, so der Planungschef im Alpener Rathaus.

Geilmann hofft, dass es im Frühjahr mit dem Baugebiet weitergeht. Das hänge jedoch von den Haushaltsplanberatungen und der offiziellen Baufreigabe seitens der Denkmalschutzbehörde ab. Bislang haben die Fachleute 3000 des rund 10 000 Quadratmeter großen Areals untersucht und sind dabei auf "Reste einer romanisierten germanischen Siedlung" gestoßen. "Bisher haben wir die Siedlung räumlich eingegrenzt sowie unter anderem Keramikfragmente von Krügen, Vorratsgefäßen und anderen Alltagsgegenständen aus dem Boden geholt", erläutert Dirk Herdemerten. Die werden nun in der Werkstatt gereinigt, inventarisiert und katalogisiert. Dann gehen die Fundstücke an das Rheinische Landesmuseum in Bonn. Dass die Siedlung bislang nicht entdeckt wurde, führt Herdemerten auf deren Bauweise zurück. Häuser vergleichbarer Gründungen im südlichen Rheinland würden Ziegeldächer aufweisen, erläutert der Fachmann. Dementsprechend gebe es oft Funde von Tonscherben an der Erdoberfläche. "Die Dächer hier wurden mit Riet oder Schindeln gedeckt", so der Archäologe, der gerne die Hausgrundrisse der Siedlung vervollständigen möchte, um noch mehr über die Vergangenheit zu erfahren.

Wie haben die Kugerner am Niederrhein gelebt? Und warum ist die Siedlung untergegangen? "Im Jahr 69/70 n. Chr. gab es Aufstände am Niederrhein", berichtet Herdemerten. Doch erst eine breitere Datenbasis mit mehr Funden würde es erlauben, diese Theorie des Untergangs nach dem Aufstand zu bestätigen oder zu widerlegen.

Dass die Archäologen in Alpen auf den Plan gerufen wurden, ist dem Zufall geschuldet. "Es gab eine Fundmeldung. In der Folge hat der Denkmalschutz des Landschaftsverband Rheinland (LVR) Anfang des Jahres eine Feldbegehung vorgenommen und Scherben gefunden hat", so Herdemerten.

(RP)
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