Kunst in Rheinberg Die Alltagsmenschen haben Rheinberg verlassen

Rheinberg · Trotz zahlreicher Zerstörungen bei der Ausstellung von Christel Lechner in Rheinberg fällt das Fazit des Vereins für Stadtmarketing am Ende positiv aus. Er möchte sogar ein paar Figuren kaufen.

 Die Alltagsmenschen wurden am Dienstag auf dem Lkw fest verzurrt und zurück zum Lechnerhof in Witten transportiert.

Die Alltagsmenschen wurden am Dienstag auf dem Lkw fest verzurrt und zurück zum Lechnerhof in Witten transportiert.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

„Alltagsmenschen“, diese unwiderstehlich liebenswerten, lebensgroßen Betonfiguren der Wittener Bildhauerin Christel Lechner haben vier Monate lang das Leben in der Rheinberger Innenstadt bereichert. Sie haben dafür gesorgt, dass unzählige Menschen aus nah und fern die Stadt besucht und in zahlreichen Stadtführungen auch näher kennengelernt haben. Am Dienstag ging die überaus erfolgreiche Freilichtausstellung zu Ende. „Wir sind ganz wehmütig, die Alltagsmenschen haben uns so viele schöne Stunden beschert. Ständig standen überall einzelne Menschen und Gruppen und haben fotografiert“, sagt Edeltraud Hackstein vom Stadtmarketing, dem Verein, der die Ausstellung organisiert hat.

Beliebteste Fotomotive waren übrigens, wen wundert’s, die niederrheinische Kaffeetafel am Lindenplatz, die zwei Nonnen vor der Kirche St. Peter und der liegende Karnevalsprinz zwischen Außen- und Innenwall.

 Der Karnevalsprinz war eines der beliebtesten Fotomotive.

Der Karnevalsprinz war eines der beliebtesten Fotomotive.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Ein dicker Wermutstropfen war der sinnlose Vandalismus. Schon mit Beginn der Ausstellung Anfang Juli wurden im Stadtpark die ersten Skulpturen mutwillig zerstört, in der vergangenen Woche wurde mit der Figur „Blaumann“ an der Ecke Orsoyer Straße/Innenwall der siebte von 32 Alltagsmenschen kaputt gemacht. Norbert Nienhaus, Vorsitzender des Fördervereins Stadtmarketing, ist bitter enttäuscht: „Wir hatten allenfalls damit gerechnet, dass an der niederrheinischen Kaffeetafel mal eine Kanne oder ein Stück Kuchen kaputtgeht, aber nicht mit Zerstörungen in diesem Ausmaß.“

Ein erfolgreicher Spendenaufruf und die Tatsache, dass der Verein nur für einen kleinen Teil der sich auf 56.000 Euro belaufenden Schadenssumme aufkommen muss, hält ihn weiter handlungsfähig. Für Edeltraud Hackstein aber bleiben vor allem die unzähligen Gästeführungen und die damit verbundenen Erlebnisse in Erinnerung.

Zum Beispiel die von dem Goldhochzeitspaar, dessen Ehejubiläum wegen der Corona-Pandemie ausfallen musste: „Sie haben sich alternativ die Alltagsmenschen angesehen und sich anschließend im Kloster Kamp den Segen abgeholt.“ Auch für den Ausstellungsort gab es Lob von allen Seiten. „Viele waren so begeistert von unserer historischen Innenstadt und der noch vorhandenen Bausubstanz und wollen wiederkommen“, so Hackstein, die bei ihren Gästeführungen die Standorte der Alltagsmenschen nutzte, um darüber Rheinberger Geschichte zu transportieren.

Rheinberg: Unbekannte zerstören Figuren von Alltagsmenschen
13 Bilder

Unbekannte zerstören Figuren von Alltagsmenschen

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Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Dabei ließ sie immer wieder die liebevollen Anekdoten des Originals Paul Feltes einfließen. Dass die Alltagsmenschen die Stadt verlassen haben, muss nach dem Wunsch von Norbert Nienhaus kein endgültiger Abschied sein: „Vielleicht gelingt es uns ja mit einem Netzwerk aus Stadtmarketing, Gewerbetreibenden und Spendern, ein bis zwei Figuren zu kaufen. Das fände ich auch aus Loyalität zur Künstlerin, die ja auf einem Großteil des Schadens sitzenbleibt, gut.“ Das Fazit des Vereinsvorsitzenden fällt trotz allem positiv aus: „Wir wollten die Stadt beleben. Ich denke, das ist uns gelungen.“

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