Hildegard Marquardt feiert Geburtstag Älteste Rheinbergerin ist jetzt 106 Jahre alt

Rheinberg · Hildegard Marquardt lebt seit drei Jahren bei recht guter Gesundheit im Pflegeheim „Wiesenhof“. Bürgermeister Frank Tatzel hat gratuliert.

 Hildegard Marquardt erfreut sich auch mit 106 Jahren noch guter Gesundheit und lies täglich die Rheinische Post. Ihr Sohn Jens (hinten Mitte), zwei Urenkel und Bürgermeister Tatzel (hinten links) zählten zu den Gratulanten.

Hildegard Marquardt erfreut sich auch mit 106 Jahren noch guter Gesundheit und lies täglich die Rheinische Post. Ihr Sohn Jens (hinten Mitte), zwei Urenkel und Bürgermeister Tatzel (hinten links) zählten zu den Gratulanten.

Foto: Stadt

Viele Menschen können sich absolut nicht vorstellen, was man in 106 Jahren alles erleben kann. Hildegard Marquardt genießt dieses höchst seltene Privileg, das viele schöne Momente, aber auch kräftezehrende Prüfungen für die Rheinbergerin bereit gehalten hat. Hildegard Marquardt weiß zu gut, wie es ist, aus dem Zuhause fliehen zu müssen, um am Leben zu bleiben. Alles auf eine Karte zu setzen, indem man das Wenige, was man noch besitzt, zusammenrafft, um in eine ungewisse Zukunft zu starten. Ein Lebensgefühl, das an Aktualität nicht verloren hat.

Das Leben von Hildegard Marquardt begann noch vor dem Ersten Weltkrieg: am 7. September 1913 im Osten – genauer gesagt in Pommern. Im Sommer darauf brach der Erste Weltkrieg aus. Ihr Vater musste in den Krieg ziehen, und alle in der Familie bangten nicht nur um sein Leben, sondern auch um das eigene. Viel Leid musste ertragen werden. Der Vater kam zwar verwundet, aber letztlich lebend wieder nach Hause zurück.

Es war eine schwere Zeit. Hildegard Marquardt wuchs als einziges Kind der Familie zu einer jungen Frau heran und heiratete 1939 mit 26 Jahren. Noch während des Zweiten Weltkrieges erblickte ihr Sohn Jens das Licht der Welt. Nun galt es, das Leben dieses Kindes zu schützen. Hildegard Marquardt hoffte, nach dem Ende des Krieges in der Ferne eine neue Zukunft zu finden, nachdem die alte Heimat fast komplett zerstört war. Über Osterode am Harz, wo sie bei Verwandten kurzzeitig Unterschlupf fand, kam die mittlerweile alleinerziehende Mutter 1955 schließlich mit ihrem Sohn zunächst in Neuss an. Kurze Zeit später folgten ihre Eltern.

Alle bezogen eine gemeinsame Wohnung, was für alle Vorteile hatte. Hildegard Marquardt war bis zu ihrem 65. Lebensjahr zusätzlich zu ihren häuslichen und mütterlichen Pflichten beruflich als Sekretärin im Direktionsbereich einer ortsansässigen Firma tätig. Viel Freizeit blieb da kaum. Aber sich selber Patience-Karten zu legen, liebte sie sehr.

Nachdem die Eltern der Jubilarin Anfang der 70er Jahre im hohen Alter verstarben und Sohn Jens seine eigene Familie mit zwei Töchtern in Duisburg gegründet hatte, lebte Hildegard Marquardt noch viele Jahre alleine in Neuss und versorgte sich weitestgehend selbst. Nach einem Oberschenkelhalsbruch vor knapp drei Jahren war ihr dies jedoch leider nicht mehr möglich. Sie zog in die Nähe ihres Sohnes, der mit seiner Familie mittlerweile in Rheinberg lebte.

Im Pflegezentrum „Am Wiesenhof“ fand Hildegard Marquardt ein neues Zuhause, fühlt sich dort sehr wohl und erfreut sich noch immer recht guter Gesundheit. Regelmäßig nimmt sie an Aktivitäten der Einrichtung wie Kegeln und Bingospielen teil. Täglich hält sie ihren Geist mit dem Lösen von Kreuzworträtseln fit und bringt sich auf den neuesten Stand, indem sie morgens die Rheinische Post liest. Ihre Familie besucht sie regelmäßig.

Sohn Jens mit Ehefrau Hannelore, die zwei Enkelinnen, vier Urenkel und eine Urenkelin sind ihr ganzer Stolz. Ein wahrhaft bewegtes Leben. Bürgermeister Frank Tatzel und Ortsvorsteher Heinz-Willi Coopmann gratulierten der ältesten Bürgerin der Stadt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort