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Alpen Das Lehrschwimmbecken bleibt zu

Alpen · Bürgermonitor: Seit eineinhalb Jahren kann RP-Leserin Barbara Busch (73) nicht mehr zur Aquagymnastik.

Barbara Busch versteht die Welt nicht mehr. Und ehrlich gesagt ist die 73-Jährige mittlerweile auch ziemlich verärgert darüber, dass sie seit fast eineinhalb Jahren keine Aquagymnastik mehr im Lehrschwimmbecken der Bönninghardtschule machen kann. Jeden Montagnachmittag ist die Sonsbeckerin seit 2011 in den Alpener Ortsteil gefahren, um den für sie so notwendigen Reha-Sport zu machen. Denn seit einem Oberschenkelhalsbruch, einer sich anschließenden Hüft-Operation mit Einsatz eines neuen Hüftgelenkes und einer Operation an der Lendenwirbelsäule lebt sie mit Schmerzen, ist gangunsicher, traut sich alleine nicht mehr ohne Rollator auf die Straße. Die Aquagymnastik, die der Verein Aktiv- und Gesundheitssport Issum in dem Lehrschwimmbecken der Bönninghardtschule an mehreren Wochentagen anbietet oder besser gesagt angeboten hat, hat ihr immer gut getan. Und mit kleinen Unterbrechungen, wo Verschönerungsmaßnahmen durchgeführt, neue Duschen eingebaut wurden, lief bis Mai letzten Jahres auch alles normal. Dann, am 9. Mai 2016, wurde das Bad wegen eines defekten Messreglers geschlossen; drei Wochen später hieß es, das Bad müsse weiter zu bleiben wegen zwei defekter Pumpen, die beim Kreis Wesel bestellt worden seien. "Man hat uns gesagt, dass das Bad nach den Sommerferien 2016 wieder benutzt werden kann", erzählt Barbara Busch.

Sie freute sich darauf, dass es endlich wieder los geht mit der Aquagymnastik - doch dann die nächste Hiobsbotschaft: "Das Bad bleibt aufgrund von Legionellen im Rohrsystem weiterhin bis auf unbestimmte Zeit geschlossen", habe es plötzlich geheißen. Die unbestimmte Zeit dauert an: Noch immer ist das Lehrschwimmbecken zu. Im Oktober vergangenen Jahres hat die Sonsbeckerin mal beim Kreis Wesel nachgefragt. "Niemand konnte mir eine Antwort geben. Ich wurde nach einem Anruf beim Kreisdirektor Berensmeier an Dr. Binder beim Gesundheitsamt in Moers verwiesen". Der habe in einem langen Gespräch mit ihr Ende Oktober zugegeben, dass es "Probleme mit der Ursachenforschung" gebe. Er habe versichert, "alles zu tun, um das Bad wieder in Betrieb zu nehmen". Es könne aber etwas dauern, weil die Arbeiten "europaweit ausgeschrieben werden" müssten, so Dr. Binder, der sich nach ein paar Monaten wieder bei Barbara Busch melden wollte. Das hat er allerdings nicht getan.

Zehn Monate später, im August diesen Jahres, hat die 73-Jährige noch einmal im Kreishaus angerufen und erfahren, dass das Lehrschwimmbecken der Bönninghardtschule weiter geschlossen bleibt. Daraufhin habe sie Dr. Binder erneut angerufen, er habe die Situation auch bedauert und versichert, dass "er sich aber jetzt nach seinem Urlaub darum kümmern wolle". Die Sommerferien sind zu Ende, auch an der Bönninghardtschule hat der Schulbetrieb wieder begonnen - und das Lehrschwimmbecken ist immer noch zu. Noch werde dran gearbeitet, "voraussichtlich im Oktober" sei das Lehrschwimmbecken an der Bönninghardtschule wieder nutzbar, so Petra Hinkelmanns von der Pressestelle im Kreishaus.

Das hofft auch Lothar Petrikowski, seit 1999 Leiter der Bönninghardtschule, die von 165 Jungen und Mädchen von sechs bis 21 Jahren besucht wird, die körperlich und/oder geistig behindert sind. In das 40 Jahre alte Bad sei für viel Geld eine neue Technik eingebaut worden; um die 200.000 Euro dürfte die gekostet haben, vermutet er. Nachdem vor eineinhalb Jahren das Problem mit den Legionellen aufgetaucht sei, habe der Kreis überlegt, das Bad komplett dicht zu machen. Aber da hat er die Rechnung ohne den engagierten Schulleiter gemacht, der auch Rückendeckung von den zuständigen Ausschüssen im Kreis erhielt. "Wir sind froh, dass wir einen langen Atem hatten und immer weiter dran gebohrt haben", so Lothar Petrikowski auf Nachfrage unserer Zeitung.

Denn an dem Schwimmbecken hängen nicht nur viele Vereine dran, die das Bad ab 16 Uhr benutzt haben, sondern auch zwei Schulen: Auch Schüler der Hilde-Heinemann-Schule in Moers, eine Schule für schwerstbehinderte junge Menschen, sind regelmäßig nach Bönninghardt gebracht worden. "Das Therapiebad ist für uns enorm wichtig", sagt Lothar Petrikowski, der verspricht: "Wenn ich den ersten Schüler hier schwimmen sehe, mache ich ein Foto".

(jas)
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