Heimat erleben Das ist Natur pur

Rheinberg · Der Orsoyer Rheinbogen gehört zum Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein". Auch der Fischadler schätzt ihn.

Der Orsoyer Rheinbogen ist eine große Bühne für Naturschauspiele. Der Besuch lohnt sich. "Gerade jetzt, nachdem die Gänse wieder da sind", sagt Hans Glader von der Biologischen Station im Kreis Wesel. Er ist begeisterter Naturfotograf und Kenner der Szene am Rheinufer. Er empfiehlt in jedem Fall das Fernglas, damit auch die Artenbestimmung klappt.

So ist es nicht verwunderlich, dass bei der letzten Exkursion des Jahres Naturbegeisterte ein Bestimmungsbuch aus dem Rucksack packen, beobachten, vergleichen und die Arten identifizieren. Das herbstliche Wetter, am besten mit viel Sonnenschein, sorgt für die besondere Note beim Ausflug in die Natur am Rheinufer. Saatgans, Weißwangengans, auch wegen des Aussehens als Nonnengans bezeichnet, und Blessgans bleiben mit solchen Utensilien nicht mehr inkognito.

"Gerade bei den Weißwangengänsen stellen wir eine Zunahme fest", berichtet Glader, dem dieser Landstrich am Rhein, der über den ehemaligen Natoweg am Ortsausgang von Eversael zu erreichen ist, schon manche Überraschung geboten hat. "Ich wollte es erst nicht glauben, als ich hier mal einen Seeadler entdeckt habe", so Glader.

Ebenfalls gesichtet hat er Schwarzmilan wie Fischadler. Hingucker sind hier auch Uferschnepfe, Silberreiher und Löffler. Mittlerweile nisten auch Störche, die "immer häufiger bei uns bleiben". Bei Naturfreunden am Niederrhein lösen Störche wahre Begeisterungstürme aus. Ziehende Wildgänse, Wat- und Wasservögel entdecken zunehmend das Feuchtgebiet für sich. Die Renaturierungsmaßnahmen, die beispielsweise für mehr Feuchtigkeit sorgen, die Auenlandschaften, Blänken und Flachgewässern entstehen lassen, werden von der Natur belohnt.

Der Orsoyer Rheinbogen im Vogelschutzgebiet "Unterer Niederrhein" ist ein neues Naturschutzgroßprojekt der Europäischen Union, das sich wie ein Mosaikstein mit rund 400 Hektar ins Schutzgebietsnetz Natura 2000 einfügt. Über das Förderprogramm Life + werden Naturschutzmaßnahmen in diesem Gebiet gefördert. Über 80 Hektar konnten dazu gekauft werden.

Das Besondere am Orsoyer Rheinbogen: Der Rheinabschnitt ist sowohl als Flora-Fauna-Habitat- (FFH) wie EU-Vogelschutzgebiet ausgewiesen. Die Biostation ist Partner und daran interessiert, "dass wir möglichst viele Menschen, die die Natur nutzen, über die Schutzziele informieren". Das Projekt verbessert den Lebensraum für gefährdete Arten und schafft zunehmend Artenvielfalt, erläutert Glader das Projekt.

Er appelliert an Spaziergänger, die Fläche maßvoll zu nutzen. Die Absenkung des Grundwasserspiegels als Folge der Rheinsohlen-Erosion und die Intensivierung der Landwirtschaft hätten dazu geführt, dass der Niederrhein für die Tier- wie Pflanzenwelt kärger geworden sei. "Für verschiedene Arten ist die Kälte nicht das Problem, sondern die Verfügbarkeit von Nahrung", sagt Glader. Dass sich immer mehr Arten wie Rotschenkel, Uferschnepfe, Biber und Kammmolch und Pflanzen wie Nelken-Sommerwurz ansiedeln, gilt schon jetzt als erster Erfolg. Es geht aufwärts.

(RP)
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