Rheinberg Wenn der Thermomix und Elvis sprechen

RHEINBERG · Mit ihrem brandneuen Stück „Irgendwas mit Menschen“ eröffnete das Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensemble in Rheinberg die Kabarett- und Comedy-Saison im zweiten Theaterhalbjahr.

 Das Ensemble des Düsseldorfer Ko(m)mödchens: Heiko Seidel, Maike Kühl (oben v. l.), Martin Maier-Bode und Daniel Graf (unten v. l.).

Das Ensemble des Düsseldorfer Ko(m)mödchens: Heiko Seidel, Maike Kühl (oben v. l.), Martin Maier-Bode und Daniel Graf (unten v. l.).

Foto: Christian Rolofs

Dabei dreht sich alles um eine Abi-Rede, die Eltern für die Kinder vorbereiten wollen. Sie treffen sich in der Schule ihrer Sprösslinge und geraten dabei zunehmend aneinander. Sie wollen die besten Wünsche für ihre Kinder formulieren und ihnen als Orientierung in einer Leistungsgesellschaft mit auf den Weg geben. Aber zu verschiedenen sind die elterlichen Charaktere. Heiko Seidel schlüpft in die Rolle des neureichen Düsseldorfer Autohausbesitzers Frank, Maike Kühl pflegt als Mutter Katharina die Rolle mit Helicoptereigenschaften. Martin Maier-Bode gibt den friedensbewegten Lehrer Rainer, während Daniel Graf als Nils seiner Frau Katharina unter anderem mit Verschwörungstheorien in den Wahnsinn treibt.

Aus diesen völlig konträren Lebenspostionen entwickelt sich ein Streitgespräch, was Schule leisten muss, wie Schule aufgestellt ist. Gibt es noch Leistung? Dabei läuten sie den bildungspolitischen Abstiegskampf ein. Hinein spielt immer wieder die politische Gemengelage mit Seehofer, Merkel, Nahles oder Söder. Und aus dieser Mixtur wollen die Eltern eine Rede schreiben, die mehr sein sollte als das Gemisch von Menthos und Cola. Humorvoll und gespickt mit Spitzen zerlegen sich die vier Charaktere selber.

Beispielsweise als Autohausbesitzer Frank erfährt, dass ein fahrbarer Untersatz nicht mit zu den Statussymbolen einer Gesellschaft gehört, eine betriebliche Nachfolge für die junge Generationen völlig uninteressant ist. Abgasskandale bei Volkswagen geben den Werteverfall vor, wie auch im Kürzel der Marke schon abzuleiten ist. „VW. Völlig wertlos.“ Bildung, Digitalisierung, Hitler und Elvis sorgen für treffsichere Pointen.

Nach der Pause nimmt das Geschehen mit starken Songs auf der Bühne an Fahrt auf, weil sich die hochschulreifen Sprösslinge nach Paris verabschiedet haben. Das Unerwartete ist urplötzlich eingetreten.

Der nächste Themenkomplex Islamisten, Polizisten und Populisten bestimmt das Geschehen. Kathis Geständnis, dass ihr Thermomix ab und an mit ihr spricht und dass Elvis und Hitler heute in Bielefeld leben, treibt das Ganze allmählich auf den Höhepunkt.

Der Abend gerät zum Kaleidoskop der Gegenwart, in der es für das elterliche Quartett schwer wird, sich auf eine Zukunft ihrer Kinder zu einigen. Das Publikum ist vom spielfreudigen Ensemble wie immer gefordert, die verschiedenen Rollen- und Szenenwechsel mitzugehen.

Ende gut, alles gut, denn zum Schluss steht die Abirede wieder im Mittelpunkt und endet für alle Beteiligten mit einem Waffenstillstand. Das Stück unter der Regie von Hans Holzbecher stammt aus der Feder von Dietmar Jacobs, Christian Ehring und Martin Maier-Bode.

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