Rheinberg Das 13. Stockwerk des Rheinberger Kräuterturms

Rheinberg · Wer die Treppen des 56 Meter hohen Gebäudes hochsteigt, hat reichlich Zeit über dessen Fertigstellung zu sinnieren.

Wie lange man wachsen kann? Nach 18 Jahren sollte die endgültige Größe erreicht sein. Wenn man ein Mensch ist. Als Haus kann man auch nach Jahrzehnten noch ein Stück zulegen — wie der "Kräuter-Turm" an der Ecke Kamper Straße in Rheinberg zeigt. Der stand Jahrzehnte lang so, wie ihn fleißige Handwerker Mitte der 50-er Jahre des vorigen Jahrhunderts in den Kern der kleinen Stadt geklotzt hatten: rund 56 Meter hoch, mit zwölf Stockwerken.

Und nun sind es 13 Etagen. Jedenfalls im Prinzip. Denn als die Metallbauer aus dem Team von Clemens Geßmann acht umgekehrte U-Stahlträger auf das Dach des Hochhauses montiert haben, wurde hier im wahrsten Sinn des Wortes aufgestockt.

An der Schwelle zum neuen Jahr, in dem die 13 steckt, mag die Frage nahe liegen: Entwickelt womöglich Etage Nummer 13 jene Bremskraft, die das Underberg-Hochhaus bis heute nicht zum geplanten Atlanta-Hotel werden ließ? Darüber zu sinnieren hat reichlich Zeit, wer den Dingen auf den Grund gehen will und den Aufstieg auf den Kräuterturm wagt. Stufe für Stufe, Treppe um Treppe — es gibt zwar einen Lift. Doch der darf nur von einem speziell geschulten Aufzugführer in Gang gesetzt werden. Und der ist zurzeit auswärts. Was irgendwie gut so ist.

Denn der Fuß-Weg durchs Treppenhaus macht erst richtig klar, wie hoch aus dem Rheinberger Alltag es Schritt für Schritt geht. Eine große 5, per Hand an die Wand neben den Stiegen gepinselt, macht klar: Noch immer ist nicht Halbzeit auf dem Weg nach oben. Aber schon ist der Stadtkern aus einer ungewohnten Perspektive zu sehen: eine Landschaft aus Ziegeln, Gauben, Dachterrassen, gegliedert durch Schornsteine, aus denen sich auch der Qualm von Holzfeuern im Heizkamin in den Himmel schraubt.

Dann ist es geschafft: Ralf Winstroth, Generalbevollmächtigter der Unternehmensgruppe von Turm-Investor Gerardus Aaldering, öffnet als Wegbegleiter die Luke zur obersten Plattform. Und auf Anhieb ist klar: Die 13 kann keine Unglückszahl sein, Nicht die Bremse, die das Hotelprojekt hemmt. Denn der 180-Quadratmeter-Bereich, der hier geplant ist, wird zwar ganz nüchtern als Mehrzwecksaal beschrieben. Ein großer Raum, konzipiert für "geschlossene Veranstaltungen": Tagungen, Geburtstagsfeiern, Konzerte, Vorträge.

Doch der Aufenthalt hier wird irgendwann einmal gewiss rasch zum Höhepunkt eines Hotelbesuches werden: Dank der spektakulären Aussicht auf das Herz des alten Rheinberg, auf neue Viertel nahebei, auf das Umland, den nahen Rhein, weite Wiese, das Industrie-Panorama. Eine eindrucksvolle Perspektive selbst an einem trüben Dezember-Nachmittag. Wie wird das erst an einem schönen Tag aussehen — "wir haben hier immer eine Sonnenseite" schwärmt Ralf Winstroth und weist auf die Metallkonstruktion, die einmal die Rundum-Verglasung aufnehmen wird.

(RP/rl)
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