Alpen Da kommt was zu auf die Bönninghardt

Alpen · Kies oder Gewerbe: Bürgermeister Thomas Ahls informierte über Planspiele im Entwurf für den Regionalplan Ruhr.

Alpen: Da kommt was zu auf die Bönninghardt
Foto: Ostermann, Olaf (oo)

Wenn's der Bönninghardt an den Kies geht, werden die Heier zu Fundamentalisten. So geriet Bürgermeister Thomas Ahls als Überbringer einer bedrohlichen Botschaft unversehens in den Verdacht, das Örtchen auf der Höhe längst verschachert zu haben, so dass den Bönninghardtern nur noch die Wahl bleibe zwischen "Pest und Cholera". Dabei hatte der tapfer streitende Bürgermeister eigentlich nichts Anderes im Sinn, als die Bürger frühzeitig über planerische Überlegungen zu informieren, die an Schreibtischen in fernen Amtsstuben allmählich Gestalt annehmen und das Gesicht des traditionsbewussten Ortes langfristig nachhaltig verändern könnten.

Das streitbare Dorf, das vor sieben Jahren Kiesgräbern unerschrocken und erfolgreich die Stirn gezeigt hat, ist jedenfalls alarmiert. Deutlich mehr als 100 Leute strömten am sommerlichen Donnerstagabend in den Saal Thiesen, um zu hören, was da an Ungemach auf sie zurollt. Es entzündete sich eine recht hitzige Debatte. Dafür hätte allein der Rohstoff Kies gereicht. Der ist jedenfalls wieder ganz massiv in den Fokus der Regionalplaner gerückt. Dabei war's ruhig geworden. Nur 16 Hektar sind im noch gültigen Gebietsentwicklungsplan am Hoerstgener-/Flughafenweg/Am Flughafen als "Reservefläche" geparkt für Kiesbagger.

Der Wechsel des Kreises Wesel weg vom Rhein an die Ruhr hat die Vorzeichen verändert. Gerade auch für die Bönninghardt auf dem Bodenschatz Kies. Die Regionalplaner sitzen nicht mehr bei der Bezirksregierung in Düsseldorf, sondern bei dem im Kreis nicht gerade umschwärmten Regionalverband Ruhr (RVR). Der ist gerade dabei, seinen Regionalplan neu zu stricken. Der regelt, wohin die Reise für die Metropolregion Ruhr - und am Rande für den Kreis Wesel - geht: für Wohnungsbau- und Gewerbe und auch für die sichere Versorgung mit Rohstoffen.

Thomas Ahls war bemüht deutlich zu machen, dass der Arm der neuen Planungshoheit nach den Kiesvorräten kräftiger zupacken könnte als in der Vergangenheit. Kies komme im Pott nicht vor, anders als im Kreis Wesel, vornehmlich in der Bönninghardt. Die Flächen rückten verstärkt in den Blick, zumal im RVR-Gebiet anders als früher kieshaltige Nachbarkreise wegfielen, die die Versorgungslast mitgetragen haben.

Es war davon die Rede, dass die Begehrlichkeiten in Essen weit tiefer gingen als es bei der Absicht zur Trockenabgrabung damals der Fall war: "Die gehen auf Wasser." Die wenig beruhigende Formel, die der Bürgermeister mehrmals wiederholte: Bei der Kiesknappheit im RVR "wird die Bönninghardt immer wieder in den Blick kommen". Es sei denn, eine andere Option, die aktuell betrachtet wird, greift am Ende.

Der Regionalplan nämlich legt auch Flächen fest, wo sich Gewerbe künftig breit machen soll. Da ist über den Kreis Wesel ein Gutachter auf die Bönninghardt gestoßen, wo der Experte ausreichend geeigneten Raum für ein "überregional bedeutsamen" Gewerbepark sieht. Mindestens 30 Hektar für raumgreifende Unternehmen - vermutlich aus der Logistikbranche. Die Bönninghardt könnte rund 40 Hektar bieten, ein kleinerer Teil südlich, nahe dem Baggerloch Janßen, und nördlich zwischen Gärtnerei und bei Familie Hackstein, wo die Mahnwachen gegen Kiesabbau abgehalten werden.

Dabei würde es sich um einen sogenannten Kooperationstandort handeln, der von Alpen, Xanten und Sonsbeck gemeinsam vermarktet werden würde. Was Strategen als nachhaltiges Faustpfand gegen Kiesbagger betrachten, stieß in der Versammlung auf Ratlosigkeit und große Skepsis. Weder noch, so der Tenor. Weder Horror, noch das kleinere Übel. Kein Kiesabbau, kein Großgewerbe. Die Bönninghardter wollen vor allem eins: ihren Landstrich und ihre Lebensqualität bewahren. Noch sind's nur Planspiele. Doch es kommt was in Bewegung. Der Bürgermeister versprach, dieHeier auf dem Laufenden zu halten.

(RP)
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