Pastor Michael Wolf, der lange in Rheinberg lebte, hatte Corona „Ich dachte, jetzt stirbst du“

Kevelaer/Rheinberg · Pastor Michael Wolf, ein „Rhinberkse Jong“, hat über drei Monate mit dem Tod gerungen. Er war schwer an Corona erkrankt, lag auf der Intensivstation. Jetzt hat er die Infektion überwunden und sich sogar ein neues Motorrad gekauft.

Die Krankheit Covid hat Pastor Michael Wolf überwunden, jetzt will er wieder Motorrad fahren.

Die Krankheit Covid hat Pastor Michael Wolf überwunden, jetzt will er wieder Motorrad fahren.

Foto: Norbert Prümen

Vor kurzem gab es wieder diesen Fall. Eine Frau raunzte Michael Wolf an. „Warum tragen Sie denn eine Maske, was soll das?“ Der Geistliche ließ sich nicht aus der Reserve locken und antwortete ruhig. „Ich hoffe nicht, dass sie jemals erleben müssen, was es heißt, an Corona erkrankt zu sein.“

Denn der Pastor weiß ganz genau wovon er redet. Ende Januar infizierte er sich mit dem Virus. Ein drei Monate langer Kampf gegen die Krankheit begann. Oft genug stand Michael Wolf davor, diesen Kampf zu verlieren. Er war in verschiedenen Krankenhäusern, musste vom Notarzt mit Blaulicht in ein Hospital gebracht werden. Lungenentzündung, Lungenembolie, Thrombose, Blasenentzündung – die Liste der Erkrankungen, die mit der Infektion einhergingen, ist lang.

So ist Pfarrer Wolf vielen noch in Erinnerung, unterwegs mit seiner Kawasaki – wie hier bei einer früheren Motorradwallfahrt.  Archivfoto: Latzel

So ist Pfarrer Wolf vielen noch in Erinnerung, unterwegs mit seiner Kawasaki – wie hier bei einer früheren Motorradwallfahrt. Archivfoto: Latzel

Foto: Latzel/Latzel, Sebastian

Es grenze an ein Wunder, dass er das überstanden habe. Das hätten auch die Ärzte im Krankenhaus in Moers gesagt. Drei Tage lang lag er auf der Intensivstation, rang mit dem Tod. „Es gab Phasen, da wäre ich fast gestorben, ich war an dem Punkt, an dem ich gedacht habe: Wenn du jetzt stirbst, dann stirbst du eben.“ Es habe bedrängende Momente gegeben. „Ich merkte, ich bekomme keine Luft und dann war die Angst und die Frage: Wird das noch schlimmer?“

Er kämpfte mit Hilfe der Ärzte gegen die Krankheit an, das Virus hielt sich hartnäckig und lange. Die Gebete der Ordensschwestern taten ihm gut, und Michael Wolf ist sicher, dass sie mit dazu beigetragen haben, dass er die Krankheit schließlich überstanden hat. Gute zwei Monate ist das her. „Mir geht es wieder gut“, sagt Michael Wolf und klingt dabei so optimistisch, wie viele es von ihm kennen.

Seine Zuversicht hat er durch die Krankheit nicht verloren, und sein Gottvertrauen erst recht nicht. Gerade erst feierte er Jubiläum. 40 Jahre ist Michael Wolf Priester. Die Entscheidung, Priester zu werden, habe er bis heute nicht bereut, sagte der Mann, der in Rheinberg aufgewachsen ist, zur Schule gegangen ist und hier Abitur gemacht hat. Die Mitschüler tauften ihn „Lupus“ – ein Niederrheiner.

Die Freude am Priesterberuf ist spüren auch andere deutlich. Neulich sagte ihm sein Hausarzt. „Ich habe den Eindruck, dass Sie viel Spaß an der Arbeit haben.“ Daher übernimmt er gerne Aufgaben in St. Marien in Kevelaer. „Natürlich muss ich alles jetzt dosieren“, sagt er. Doch er hat Pläne. Er träume davon, mal einen Segeltörn zu machen. Ferienlager vor allem auf Ameland haben ihn geprägt.

Er ist sicher, auch für viele Kinder und Jugendliche seien das wichtige Erfahrungen gewesen. Ganz ohne Fernseher und Handy. Michael Wolf muss schmunzeln, wenn er an seine erste Fahrt nach Ameland zurückdenkt. Er fuhr mit dem Motorrad auf die niederländische Insel. „Ich habe dann mit im großen Schlafsaal übernachtet, der eigentlich ein Kuhstall war, und ich habe gehofft, dass niemand schnarcht“, sagt Wolf.

 Motorradfahren ist seine Leidenschaft geblieben. Über viele Jahre hat er die Motorrad-Wallfahrt begleitet, schließlich hat er seine Maschine verkauft. Doch nach der überstandenen Krankheit wagt er auch hier einen Neuanfang. Mit 66 Jahren hat er sich ein neues Motorrad bestellt. „Ich hoffe, dass ich noch fahren kann, ich werde trainieren müssen“, sagt Michael Wolf. Noch hat der Arzt ihm Schonung auferlegt. An der Motorrad-Wallfahrt kürzlich konnte er noch nicht teilnehmen. Die Maschine erst einmal nur in der Garage.

Auf dem Motorrad haben ihn noch viele in Rees in Erinnerung. An seine Zeit auf der anderen Rheinseite denkt er gerne zurück. 21 Jahre war er in Rees. Die Zeit sei wie im Flug vergangen. „Du merkst, dass die Zeit immer mehr rennt und rennt“, sagt der Geistliche, der 2015 Rees auf eigenen Wunsch verlassen hat, um in Kevelaer etwas kürzer zu treten.

Es sei der richtige Schritt gewesen, sagt Michael Wolf. Bewusst halte er Abstand zu seiner alten Gemeinde, obwohl es viele Anfragen für Gottesdienste gebe. Zur Diamantenen Hochzeit eines bekannten Ehepaares war er zuletzt in Rees und wird in Kürze auch noch mal wiederkommen. Die Verbindungen sind noch da. Pastor Michael Eiden hat ihm zum Priesterjubiläum gratuliert, und eine Familie hat ihn zu dem besonderen Anlass nach Rees zum Abendessen eingeladen.

 Mit dem Motorrad wird er wohl noch nicht auf die andere Rheinseite fahren. „Ich muss da auf die Ärzte hören“, sagt Michael Wolf. Seine Heimatstadt Rheinberg liegt da schon etwas näher.

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