Musikkabarett in Rheinberg Scharfzüngiger Universaldilettant

Rheinberg · Matthias Ningel bot in der Stadthalle Musikkabarett vom Allerfeinsten. Wegen Corona konnten nur 150 Zuschauerinnen und Zuschauer den satirischen Leckerbissen genießen.

 Mit Musik und Worten: Comedian Matthias Ningel brannte auf der Bühne ein begeisterndes Programm ab.

Mit Musik und Worten: Comedian Matthias Ningel brannte auf der Bühne ein begeisterndes Programm ab.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Im Rahmen des Klavier-Festivals Ruhr war mit Matthias Ningel ein aufstrebender junger Comedian zu Gast in der Stadthalle. Schade, dass nur rund 150 Zuschauer, im Schachbrettmuster sitzend, seinen Kabarett-Leckerbissen verfolgen konnten.

In seinem Programm „Widerspruchreif“ agiert er als feinsinniger Beobachter mit sicherem Blick fürs Paradoxe. Er reflektiert das Weltgeschehen im Zerrspiegel der Satire und gelangt dabei zu der simplen Erkenntnis: Das Wesentliche ist das Widersprüchliche.

Oder wie‘s der Künstler ausdrückt: „Ich bin die Regel, die sich für die Ausnahme hält.“ Mit scharfer Zunge, frech fröhlich und mit einer großen Portion Ironie beschreibt der Mainzer sein Leben zwischen Lockdown-Einsamkeit und Home-Office-Gewichtsproblem. Das habe ihn in den „Strong and Sexy Sportclub“ getrieben, einem „Panoptikum des Körperfetts“, wo „Bizeps, Trizeps und Knackarsch die Götter im Tempel“ sind. Wieder allein in seiner Wohnung, lauscht er den Nachbarn: „Die Physiker über mir haben Hunger und diskutieren den Fertigungsprozess eines Spiegeleis.“

Ningel erweist sich als Multitalent, das sich selber so beschreibt: „Als Musikkabarettist ist man Universaldilettant.“ In die folgende Nummer packt er gleich all seine Talente, aus Sparsamkeit. „Ich wollte eigentlich einen Schlagzeuger dabeihaben. Aber die nehmen viel Platz weg, fangen mit der Zeit an zu stinken und wollen am Ende auch noch Geld.“ Ningel übernimmt den Part kurzerhand selbst – mit dem Mund. „Die Buchstaben b, t und pf, kurz und hart gesprochen, klingen wie Drums. Man muss sich halt nur einen Text ausdenken, in dem die Laute an der richtigen Stelle vorkommen.“ Sprach‘s, setzte sich an den Flügel und präsentierte mit „Bettpfosten Betty“ einen Song, der die Lachmuskeln an Grenzen führte.

Spezielle Erfahrungen hat Ningel auf dem Rummelplatz gemacht: als die Geisterbahn über den Balkon fuhr und er feststellte, dass die Welt da draußen eigentlich viel gruseliger ist. „Da laufen schwindsüchtige Ponys im Kreis, die aufgrund permanenter Belastung durch übergewichtige Kinder Rücken haben, so durchgebogen wie eine Halfpipe.“

(erko)
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