Alpen Canasta-Regel: Wer zu spät kommt, zahlt

Alpen · Immer mittwochs: Sechs Damen aus Menzelen-Ostsetzen seit einem halben Jahrhundert auf den Joker.

 Herr Joker (vorne) ist immer dabei, wenn Mia Arts (v.l.), Mechthild Hoffacker, Christa Hügen, Hanni Evers, Wilma Raatz und Maria Evers Karten spielen.

Herr Joker (vorne) ist immer dabei, wenn Mia Arts (v.l.), Mechthild Hoffacker, Christa Hügen, Hanni Evers, Wilma Raatz und Maria Evers Karten spielen.

Foto: Fischer

Irgendwann im Jahre 1939 hatten der Rechtsanwalt Segundo Santos und der Architekt Alberto Serrato aus Montevideo keine Lust mehr, immer nur Bridge zu spielen, und erfanden das Canasta-Spiel. In den 50er Jahren wurde es zu einem der populärsten Kartenspiele in Europa, und kurz darauf waren auch sechs Damen aus Menzelen-Ost mit dem Virus infiziert. "Zur Geburt meines Sohnes haben wir 1965 beschlossen, einen Canasta-Club zu gründen", erinnert sich Mechthild Hoffacker. Zum 50. Geburtstag machte das Damen-Sextett jetzt, was es mittwochs immer macht: Canasta spielen.

Einen Namen hat der Damen-club nicht mehr. "Früher hießen wir mal Garibaldi, weil wir alle ein solches Armband getragen haben. Und wer es nicht umhatte, musste eine Mark in die Kasse zahlen", sagt Maria Arts, die Jubiläumsgastgeberin.

Einmal im Monat treffen sich die Frauen aus Menzelen-Ost reihum. Und weil so ein Monat ziemlich lang sein kann, gibt es natürlich so manches zu berichten. "Zuerst gibt es Kaffee und Kuchen oder eine Brotzeit. Da darf gequatscht werden. Beim Spielen allerdings nicht mehr, sonst gibt es eine Ermahnung", erzählt Maria Arts.

Die wichtigste Zeremonie folgt gleich zu Beginn mit der Auslosung der beiden Dreiergruppen. Dabei hoffen alle, dass Christa Hügen und Maria Arts gegeneinander spielen. "Sonst haben wir keine Chance, das sind unsere beiden Besten", sagt Hanni Evers. Christa Hügen ist es auch, die die Finanzen des Klubs überwacht und die Verlierergruppe nach jedem Durchgang mit je einem Euro zur Kasse bittet. Derselbe Betrag wird auch fällig, wenn frau verspätet zur monatlichen Canasta-Runde eintrifft. "Einmal im Jahr gehen wir davon gemeinsam essen oder fahren zum Shoppen nach Moers", berichtet Maria Arts.

Das war früher anders. Da führten die Ausflüge die Damen an Rhein und Mosel, einmal sogar bis nach Paris. "Wir haben im Hotel Royal direkt am Place Pigalle übernachtet", schwärmt Wilma Raatz. Hin- und Rückfahrt genoss das Clübchen mit dem einen oder anderen Piccolöchen ganz entspannt im Zug.

Das war nicht immer so. Den ersten Ausflug nach Bad Hönningen unternahmen die Spielerinnen im Auto von Hanni Evers, damals noch ohne Navi. "Auf der Rückfahrt haben wir uns total verfahren, landeten irgendwann in einer Wiese voller Kühe. Ich habe gesagt, rechts ist die Sonne, da liegt Menzelen", erzählt Maria Artz und lacht. Bei den sechs Damen stehen Spaß und Geselligkeit im Vordergrund, mit anderen messen wollen sie sich nicht.

"Das geht auch gar nicht. Wir sind schon gut, aber wir haben unsere eigene Spielweise mit unseren eigenen Regeln", bekennt Christa Hügen. Trotzdem: Eine gesunde Portion Ehrgeiz gehört natürlich immer dazu. "Wenn eine mal nicht richtig aufpasst, gibt es Ärger. Niemand von uns verliert gern", gibt Mechthild Hoffacker unumwunden zu.

(RP)
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