Naturschutz und Landwirtschaft in Alpen Homöopathie für den Acker aus der Luft

Alpen-Veen · Drohnen auf dem Bio-Hof: Der Schanzenhof in Veen testet neue Wege beim vorbeugenden Pflanzenschutz. Der Ackerschachtelhalm ist Globuli für den Boden.

Ruth Laakmann vom Schanzenhof in Veen ist stets offen für neue Wege in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Vom Einsatz der Drohnen, Schädlinge in die Defensive zu bringen, ist sie begeistert.

Ruth Laakmann vom Schanzenhof in Veen ist stets offen für neue Wege in der biologisch-dynamischen Landwirtschaft. Vom Einsatz der Drohnen, Schädlinge in die Defensive zu bringen, ist sie begeistert.

Foto: Fischer

Seit einem Vierteljahrhundert wird auf dem Alpener Schanzenhof biologisch-dynamische Landwirtschaft betrieben. Der Demeter-Hof ist als einer von 30 Leitbetrieben in NRW an Projekten zum Ressourcen-Schutz oder zur Klimarelevanz von Milchviehbetrieben beteiligt. Neueste Trends und Entwicklungen werden direkt auf dem Hof an der Winnenthaler Straße umgesetzt und finden Anerkennung von höchster Stelle: So überzeugte sich Landwirtschaftsministerin Ursula Heinen Esser im vergangenen Jahr persönlich von einer neuen Bewässerungsanlage, die, angetrieben von der Kraft der Sonne, das Wasser über ein unterirdisches Kanalsystem punktgenau und sparsam zu den Pflanzen befördert.

Auf dem Weg in die Zukunft gingen die Betriebsleiter Ruth Laakmann und Ludger Schreiber jetzt den nächsten Schritt. Der könnte den Namen „Landwirtschaft 2.0“ tragen. Denn während andernorts der Bauer noch auf dem Traktor sitzt, setzt man auf dem Schanzenhof auf die digitale Technik – und das obendrein auch noch aus der Luft.

 Gelungener Testflug: Der Biohof betreibt Pflanzenschutz aus der Luft.

Gelungener Testflug: Der Biohof betreibt Pflanzenschutz aus der Luft.

Foto: Laakmann

 Bei einer landwirtschaftlichen Tagung in Dornach im vergangenen Jahr sei die „Präparateausbringung mit einer Transportdrohne“ vorgestellt worden. Die Öko-Landwirte vom Niederrhein waren begeistert. „Das wollten wir ausprobieren“, erklärt Ruth Laakmann. Weitere Motivation erhielten die Biohof-Betreiber nach einem Online-Seminar von Schmidt Solutions, einer Firma, die auf den landwirtschaftlichen Einsatz ferngesteuerter Flugobjekte spezialisiert ist.

Diese Art der Bodenbearbeitung kommt indirekt auch der Philosophie der Hofbetreiber entgegen. Die lautet nämlich: Schädlinge sollen nicht bekämpft, sondern durch Prophylaxe, durch Vorbeugung also, gar nicht erst auftauchen. „Wir stärken praktisch das Immunsystem des Ackers. Es handelt sich um eine Art Pflanzen-Homöopathie“, erklärt Laakmann. Ideal geeignet dafür sei der Ackerschachtelhalm.

Er beuge nicht nur dem Pilzbefall von Pflanzen vor, sondern setze einen speziellen Kieselprozess in Gang, der „eine kosmisch ordnende Kräfte“ entfalte. „Das bedeutet übersetzt, dass alles seine Zeit hat. Es gibt eine Zeit für die Wurzelbildung und eine Zeit für den Blattwuchs. Vorgegeben wird dies durch den Mond-Kalender“, sagt Ruth Laakmann.

Sie kocht für die Anwendung auf der 40 Hektar großen Anbaufläche ein Kilogramm Schachtelhalm in Wasser und lässt den Sud 24 Stunden lang ziehen. Dieser Sud muss natürlich auf die Felder, bevor dort Kartoffeln, Getreide oder rote Beete gedeihen. Das Aufbringen auf herkömmlichem Weg hat so seine Tücken. „In den ersten Monaten des Jahres sind die Böden nass und schwer. Da hinterlässt ein Traktor tiefe Spuren“, so Laakmann.

Da kamen Jan Schmidt und sein Kollege Jan Schmidt – sie tragen tatsächlich dieselben Namen – im Januar gerade recht. 15 Liter Ladekapazität fasst ihre sechsmotorige Transportdrohne. Mit dem fliegenden Tank können drei Hektar überflogen und mit dem Pflanzenextrakt bestäubt werden. Dann muss nachgetankt und die Akkus müssen gewechselt werden.

Die zehn Meter breiten Flugbahnen sind vorab ebenso festgelegt worden wie die Einsatzhöhe von vier Metern. Bei einer Geschwindigkeit von 26 km/h erreicht die Arbeitsdrohne je nach Bodenstruktur eine Flächenleistung von sechs bis zehn Hektar in der Stunde.

Ruth Laakmann ist mit dem Pilotprojekt äußerst zufrieden: „Es war für uns beeindruckend, die Präparateausbringung auf diese Weise kennenzulernen. In der Praxis kann die Drohne je nach äußeren Bedingungen eine gute Ergänzung zum Schlepper sein.“ Zumal die Kosten mit rund 16 Euro je Hektar nur ein Drittel der Kosten für die herkömmliche Ausbringung betragen.

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